Luftbildschau

Luftbildschau? Eine Luftbildschau auf der Internet-Seite der Münchner Feuerwehr-Modellbauer? Ja klar, wo denn sonst! Es handelt sich dabei nicht um irgendwelche Schrägluftbilder sondern um historische Luftaufnahmen aus dem Jahr 1978. Außerdem präsentieren wir nicht irgendwelche aus der Luft gegriffenen Motive sondern die Wachen der Berufsfeuerwehr München. Wie dieses bemerkenswerte Projekt zustandekam, steht im Vorwort. Den einzelnen Luftbildern in Kapitel I bis IX haben wir jeweils einen Text-Bild-Bericht beigegeben sowohl zur Feuerwache selbst als auch zu ihrer städtebaulichen Umgebung, wie sie sich heute darstellt.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort
Im April 2020 wurden wir von unseren Freunden in Hochfranken auf eine Rarität aufmerksam gemacht: Historische Luftbilder aus dem Jahr 1978 von Wachen der Münchner Berufsfeuerwehr. Fotografen sind Franz-Josef Hench, später Leitender Branddirektor der BF Würzburg, und Albrecht Broemme, später Leiter der Berliner Feuerwehr und THW-Präsident, die im Jahr 1978/1979 an einem Grundlehrgang bei der BF München teilnahmen. In die Zeit ihres Aufenthalts in München fiel der 50. Geburtstag von Karl Seegerer (1978), damals Oberbranddirektor der BF München. Die Teilnehmer des Lehrgangs kamen auf die Idee, zum Geburtstag für Karl Seegerer ein Luftbild-Album der Feuerwachen zu realisieren. Von einem Polizei-Hubschrauber aus haben Franz-Josef Hench und Albrecht Broemme dann die Luftbilder gemacht; die Wachen wurden zuvor benachrichtigt, um ihre Fahrzeuge vor den Hallentoren in Stellung bringen zu können. Das genannte Luftbild-Album fristete bisher ein eher verborgenes Dasein in einem Regalfach und seit einiger Zeit als Archivalie im Stadtarchiv.
Daß wir die Luftaufnahmen überhaupt hier zeigen können, haben wir der Initiative unserer Freunde in Hochfranken zu verdanken. Sie haben mit Franz-Josef Hench Verbindung aufgenommen und dessen analoge Fotografien digitalisieren lassen. Franz-Josef Hench selbst hat einer Veröffentlichung seiner Luftbilder auf dieser unserer Internet-Seite zugestimmt, wofür wir ihm ganz herzlich danken. Somit sind wir in der glücklichen Lage, diese höchst bemerkenswerten historischen Luftaufnahmen aus dem Jahr 1978 hier präsentieren zu können.
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Das Stadtarchiv hat es uns ermöglicht, das Luftbild-Album (virtuell) einzusehen. Darin sind auch die Angaben zu den Luftaufnahmen festgehalten: „Datum: Sonntag, 19. März 1978, zwischen 13 und 14 Uhr. Kameras: Asahi Pentax K2 mit 85-mm-Objektiv und Yashica TL Electro mit 135-mm-Objektiv. Filme: Ilford PAN F und HP 5.“ Außerdem findet sich darin folgender Hinweis: „Alle Aufnahmen sind freigegeben durch die Regierung von Oberbayern (GS 300/7768 am 29. März 1978).“ Bis zum Jahr 1990 waren Luftbildaufnahmen nämlich genehmigungspflichtig, was in Publikationen nachgewiesen werden mußte. (Heute gelten jedoch weiterhin Einschränkungen für bestimmte Bereiche wie militärische Anlagen, die Privatsphäre und für den Einsatz sogenannter Drohnen.)
Die Luftbilder sind ja an sich schon eine Besonderheit, und dieses Luftbild-Geschenk-Album kann noch mit einer weiteren Besonderheit aufwarten: Die Widmung an Karl Seegerer ist eine kleine Kostbarkeit der Kalligraphie – aber seht selbst:

Die Redaktion dieser Internet-Seite sagt ein herzliches Dankeschön an all jene, die zum Zustandekommen der Luftbildschau beigetragen haben.
München, im Frühjahr 2021

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen I: Hauptfeuerwache im Angerviertel
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen I: Hauptfeuerwache im Angerviertel
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Luftbild: In der Mitte des Luftbilds ist sie leicht zu erkennen, die Hauptfeuerwache der Berufsfeuerwehr München, vor allem aufgrund ihres mächtigen Satteldachs, besetzt mit zwei gauben-ähnlichen Oberlichtern auf dem First und bekrönt von dem markanten ovalen Laternenturm über dem (süd-)östlichen Treppenhaus. Die Baulinie folgt dem Verlauf der abgetragenen Stadtmauer an der „ab 1873 zum begrünten Boulevard ausgebauten Blumenstraße“. Dort, an einem Straßenast der Blumenstraße, hatte die Hauptfeuerwache 1902 ihren Bauplatz gefunden (Blumenstraße 34); erst über 90 Jahre später, im Jahr 1995, wurde dieser Straßenabschnitt umbenannt: An der Hauptfeuerwache. Das stattliche Gebäude konnte 1904 fertiggestellt werden und gehört zu den dominanten Neubauten, die die Stadt München als Bauherrin Anfang des 20. Jahrhunderts hier im südlichen Angerviertel in großstädtischen Dimensionen errichten ließ, so auch das Städtische Verwaltungsgebäude (Unterer Anger; im Luftbild Nr. 3, analog dazu Foto 3) und das Hochhaus der Stadtverwaltung (Blumenstraße; im Luftbild Nr. 4, analog dazu Foto 4). Zum Zeitpunkt der Luftaufnahme 1978 fanden an der Hauptfeuerwache gerade umfangreiche Renovierungsarbeiten statt (1977–1979), daher das Gerüst an der Fassade. Gemäß Fahrzeugliste von 1978 waren zu jener Zeit an der Hauptfeuerwache unter anderem folgende Fahrzeuge stationiert: diverse FDW, ELW und Kombis, NAW, RTW, TroTLF (2), LF 16, DL 18, DL 30 (2), RW 3, MTW, Werkstattwagen Telebau, Lkw Sandstreufahrzeug und diverse Anhänger.
Die stadtgeographische Situation hat sich seit jener Zeit bis heute kaum verändert. In den Straßen in der Umgebung der Hauptfeuerwache finden sich etliche sehenswerte Baudenkmale, die wir hier in Wort und Bild vorstellen neben sonstigen im Luftbild augenfälligen Örtlichkeiten.
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Foto 1 a: Die Fassade der Hauptfeuerwache von der gegenüberliegenden Grünanlage (siehe Foto 5) aus gesehen; Blick in Richtung Roßmarkt. Rechts Mietshaus, Haus-Nr. 6. – Foto 1 b: Blick auf die Fassade in Richtung Unterer Anger.
1 c……1 d
Foto 1 c: Die Hauptfeuerwache (Haus-Nr. 8), steht mit den Nachbarhäusern (Haus-Nr. 6 und Nr. 4) in einer Flucht, so daß sich der Verlauf der früheren Stadtbefestigung (heute Grünanlage, links im Foto) nachvollziehen läßt. Die beiden Mietshäuser entstanden 1887–1889, wobei die Fassade von Nr. 6 im Laufe der Zeit „auf die Grundelemente reduziert“ wurde. Das Eckhaus (Nr. 4) wurde in Details vereinfacht, der Dachausbau stammt von 1997. Im Foto geht’s rechts in den Unteren Anger. – Foto 1 d: Von der Blumenstraße aus zeigt sich die Hauptfeuerwache als äußerst stattlicher Baukomplex. Hinter den hohen Rundbogenfenstern befindet sich die Turnhalle. Links im Bild schließt sich nach einem kurzen Verbindungstrakt das Gebäude der Deutschen Meisterschule für Mode an (Roßmarkt 15, siehe Foto 12)
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Foto 1 e: Im Übungshof präsentiert sich am Tag der offenen Tür 1983 die DLK 23-12 n. B. mit dem Kennzeichen M-2387, in den Dienst gestellt im Jahr 1981. – Foto 1 f: Zur Schulung auf dem Vorplatz: SLF von 1993, Kennzeichen M-6815, und HLF 20/16 von 2010, Kennzeichen M-F 1203, fotografiert 2019. Wenige Meter von dieser Szene entfernt steht in der Grünanlage (siehe Foto 5) der …
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Foto 1 g: … der Floriansbrunnen von 1991, von der Freiwilligen Feuerwehr München zur 125-Jahr-Feier in Auftrag gegeben und der Stadt gestiftet. Ausführender Künstler war der Bildhauer Rolf Nida-Rümelin (1910–1996). – Foto 1 h: Bis Dezember 2026 wird die Hauptfeuerwache saniert, umgebaut und erweitert. Aus diesem Grund ist derzeit auch das Feuerwehrmuseum geschlossen.
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Foto 2: Unterer Anger. Im Luftbild gut zu erkennen ist der Vierflügelbau des Klosters St. Jakob am Anger der Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau. Nach der Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs entstand in den Jahren 1955/1956 dieser Neubau in Sichtziegel-Mauerwerk. – Foto 3: Unterer Anger 3. Mit dem Neubau des Städtischen Verwaltungsgebäudes zur Zusammenlegung verschiedener Abteilungen wurde 1913 begonnen; aufgrund des Ersten Weltkriegs konnte der Bau erst 1917 beendet werden, der südliche Bauabschnitt erst in den 1920er Jahren. Der neuklassizistische, monumentale Komplex aus Ziegelmauerwerk beeindruckt durch eine enorm lang gestreckte Hauptfassade (83 Meter). Als Ornament (Zitat, Seite 1183, Quelle siehe unten:) „über dem Hauptportal mit vorgelegtem Portikus ein Relief mit allegorischer Büste über gekreuzten Fackeln.“ Ende 2001 zogen die städtischen Angestellten aus, das Gebäude stand einige Zeit leer und zog seit Frühsommer 2002 als „Location“ immer wieder Filmteams an (unter anderem Tatort, Unter Verdacht). Die Sanierung erfolgte 2006 bis 2010; heute beherbergt es Büros und Kanzleien und im Erdgeschoß ein Geschäft für Wohnaccessoires.
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Foto 4: Blumenstraße 28 b. Hochhaus der Stadtverwaltung zur Unterbringung der Verwaltung u. a. der Elektrizitätswerke und der Baubehörden. Baubeginn war 1926, Fertigstellung, inflationsbedingt, im Jahr 1929. Am Unteren Anger wird das Hochhaus flankiert von einem kürzeren, an der Blumenstraße von einem etwa 138 Meter langen Längstrakt. Das Hochhaus ist ein Stahlbetonskelettbau mit Ziegelausfachung und Stahlbetondecken; äußere Verkleidung mit Hartbrandziegeln. Und es täuscht nicht: Ab dem sechsten Obergeschoß verjüngt sich der Bau „mittels abgefaster Ecken“ (Zitat, Seite 122, Quelle siehe unten) und die drei obersten Stockwerke werden durch Eck-Erker gegliedert. – Foto 5: Die kleine Grünanlage an der Blumenstraße wurde ab 1873 angelegt; sie liegt im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens.
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Foto 6: Blumenstraße 32, Marionettentheater. Im Jahr 1900 bekam das Marionettentheater, gegründet 1858 von Joseph Leonhard Schmid (genannt Papa Schmid, 1822–1912), ein gemauertes Haus auf dem Gelände des ehemaligen Stadtgrabens an der Blumenstraße. „Der kleine Bau gilt als erstes selbständiges Marionettentheater der Welt.“ Dem Gründer zu Ehren wurde 1950 der nördliche Abschnitt der Fraunhoferstraße zwischen Müller- und Blumenstraße in Papa-Schmid-Straße umbenannt. – Foto 7: Blumenstraße 36. Altkatholische (früher Englische) Kirche St. Willibrord, ursprünglich dem englischen Patron St. Georg geweiht, Grundsteinlegung 1911. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die kleine Kirche von der Altkatholischen Gemeinde gemietet und 1932 gekauft. Blankziegelbau mit quadratischem Turm (Höhe 25 Meter).
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Foto 8: Blumenstraße 35. Mietshaus, 1819 bis 1820 für den königlichen Landbaumeister Karl Bergmann errichtet; reich gegliederte Fassade in klassizistischen Formen. – Foto 9: Blumenstraße 43. Mietshaus von 1899, Fassade deutsche Renaissance; das Erdgeschoß beherbergte ursprünglich ein Wirtshaus.
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Foto 10: Blumenstraße 37. Mietshaus, ein klassizistischer Bau, der nach 1828 entstanden ist. – Foto 11: Strenge Renaissanceformen zeichnen diesen langgestreckten, monumentalen Schulhausbau aus. Nachdem die doppelte Stadtmauer südlich des Sendlinger Tors abgetragen war, konnte der Bau 1876/1877 hier auf dem Anwesen Blumenstraße 61 ausgeführt werden. Die ehemalige Volksschule, allgemein einfach „Blumenschule“ genannt, beherbergt heute verschiedene Zweige von Berufsschulen (heutige Anschrift: Sendlinger-Tor-Platz 14). Der Hauptfeuerwache zugewandt ist der südöstliche Anbau von 1891 mit zwei übereinander liegenden Turnhallen.
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Foto 12: Roßmarkt 15, Deutsche Meisterschule für Mode. Das Gebäude im Stil eines Adelspalais wurde Ende des 18. Jahrhunderts errichtet als Neues Landschaftsgebäude (Landstände als Vertreter des Landes gegenüber dem Landesherrn); nach verschiedenen Nutzungen heute (seit 1931) Deutsche Meisterschule für Mode. – Foto 13: Roßmarkt 3, Kommunalreferat der Stadt München. Der stark aus der Bauflucht vorgezogene unregelmäßig-polygonale Verwaltungskomplex (1975 bis 1978 von Erich Wirth) bildet den nordöstlichen Abschluß zum Oberanger.
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Foto 14: Oberanger. Zitat: „Wie bei den meisten deutschen innerstädtischen Nachkriegs-Straßendurchbrüchen mit Verkehrspriorität ist es auch hier nicht gelungen, einen geschlossenen architektonischen Straßenraum mit urbaner Atmosphäre zu schaffen.“ (Seite 715, Quelle siehe unten.) – Foto 15: Klosterhofstraße. Im Luftbild von 1978 ist auf der nördlichen Straßenseite noch das Parkhaus von 1967 zu sehen, das im Jahr 2005 abgebrochen wurde. Heute steht hier als Neubau der Komplex eines Geschäftshauses.
Quelle: Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Mitte. Die Bezirke Altstadt und Lehel, Maxvorstadt sowie der Englische Garten. 3 Bände, Reihe Denkmäler in Bayern, herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Karl-M.-Lipp-Verlag, München 2009.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im Februar 2021.
© 2021 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Hinweis: Zur Hauptfeuerwache als Modell siehe auf dieser unserer Internet-Seite die Leistungsschau Nr. 47 BF München – Die Hauptfeuerwache als Architekturmodell, Teil I: Bauphase und Nr. 48 BF München – Die Hauptfeuerwache als Architekturmodell, Teil II: Das Gebäude.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen II: Wache 2 Sendling
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen II: Wache 2 Sendling
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Luftbild A (Blickrichtung Südost): Errichtet wurde die Feuerwache 2 in Obersendling auf dem großen Gelände des ehemaligen Städtischen Asphaltwerks (wie auf historischem Stadtplan von 1914 ausgewiesen). Zum Zeitpunkt der Luftaufnahme am 19. März 1978 war sie gerade zehn Jahre alt geworden; ihrer Bestimmung übergeben wurde sie am 12. Oktober 1967. Somit konnte der äußerst beengte Standort in der Boschetsrieder Straße (siehe Foto 7) aufgegeben werden, außerdem erhielt die zentrale Feuerwehrschule einen eigenen Neubau-Trakt (im Luftbild parallel zur Boschetsrieder Straße), eine Schlauchpflegerei konnte eingerichtet, eine Übungshalle (mit Schlauchtrocken-Turm, 30 Meter hoch) angegliedert und schließlich und endlich konnten neben dem Löschzug dort nun auch Sonderfahrzeuge stationiert werden. (Quelle: hjp, Seite 218 f.) Angelegt werden konnten darüber hinaus eine Atemschutz-Werkstätte und Atemschutz-Übungsstrecken im niedrigeren Vorbau der Übungshalle (im Luftbild links des Übungsturms). Zur Stationierung des ersten bundesdeutschen Rettungshubschraubers auf der Sendlinger Wache wurden „bereits 1970 Einzelfestlegungen über bauliche Umgestaltungen der Feuerwache Süd der Berufsfeuerwehr München getroffen, die zunächst als Stützpunkt für Christoph 1 vorgesehen war“ (Quelle: sch). Daß es anders kam, dürfte hinlänglich bekannt sein. Im Luftbild B (siehe unten) ist im Zwickel zwischen Zielstatt- und Aidenbachstraße übrigens ein Wohnblock gut zu erkennen, der Dienstwohnungen der Berufsfeuerwehr München beherbergt.
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Foto 1, 2 und 3: Heute zeigen sich die Fassaden der Feuerwache 2 als nahezu unverändert im Vergleich mit dem Luftbild von 1978; Foto 1: Fassade zur Aidenbachstraße, Foto 2: Fassade des Schul-Trakts zum Übungshof, Foto3: Übungshalle und Turm. Foto 4: Mitglieder der Abteilung Sendling der Freiwilligen Feuerwehr München auf dem Dach des Schlauchtrocken-Turms (links unser Freund Stefan, von dem viele wichtige Informationen zu diesem Bericht stammen). Im Hintergrund ganz links zu sehen ist eins der Punkt-Hochhäuser in der Siemens-Siedlung, das sogenannte Sternhaus I (siehe Foto 17).
Die ins folgende Luftbild einkopierten Zahlen entsprechen der Numerierung der danach folgenden Fotos.

Luftbild B: Das Luftbild zeigt einen großen Teil des Obersendlinger Industriegebiets, das um 1900 zwischen Zielstattstraße im Norden (im Luftbild unterer Bildrand), der Bahnlinie im Osten (westlich parallel zur Baierbrunner Straße außerhalb des Luftbilds, heute S-Bahn), der Kistlerhofstraße im Süden (oberer Bildrand) und der Geisenhausener Straße im Westen (rechts außerhalb des Luftbilds) abgesteckt wurde. Vor allem Betriebe des Maschinenbaus und der Feinmechanik siedelten sich dort an (Quelle: dac, Seite LVI). Etliche Betriebe verfügten über eigene Gleisanschlüsse, mit denen eine Gleisverbindung zum damaligen Rangierbahnhof Laim hergestellt werden konnte (heute S-Bahn-Trasse). Arbeiter-Mietshäuser entstanden nur vereinzelt und Wohnquartiere nur in Ansätzen; ein vehementes Wachstum setzte nach 1945 ein, vor allem durch die Ansiedlung von Siemens (Quelle: dac, Seite LVI) südlich der Kistlerhofstraße zwischen Hofmannstraße und Baierbrunner Straße, wo nun die Hochbauten von Siemens, insbesondere das Hochhaus (siehe Foto 16), das Straßenbild prägten. An der Boschetsrieder Straße hingegen sind noch Ansätze der Mietshaus-Bebauung aus der Zeit um 1900 erhalten (siehe Foto 5). Seitdem sich Siemens in den Jahren um die Jahrtausendwende aus Obersendling nach und nach zurückgezogen hat, erlebt das Areal eine neuerliche tiefgreifende Veränderung: Neue Stadtquartiere sind entweder bereits entstanden, zum Beispiel die „Südseite“ in der Umgebung des S-Bahnhofs Siemenswerke (siehe Foto 15), oder werden gerade „entwickelt“, zum Beispiel der „Campus Süd“ in der Umgebung des Siemens-Hochhauses. Auf einem heutigen Luftbild aus gleicher Flugposition würde man die damalige Situation fast nicht wiedererkennen.
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Foto 5: Wohnblock Boschetsrieder Straße 85 (links) bis 97 (ungerade Hausnummern). Im Zusammenhang mit der Ansiedlung von Industrie erfolgte der Ausbau der Boschetsrieder Straße, an der, wohl um das Jahr 1910, dieser Wohnblock entstanden ist, mittlerweile mit ausgebautem Dachgeschoß und vereinfachten Fenstern. Auf dem westlich (rechts) anschließenden Grundstück (Boschetsrieder Straße 101 und 103) hatte übrigens der 1886 gegründete Konsumverein Sendling-München seit 1906 unter anderem sein Zentrallager und eine Großbäckerei und seit 1929 eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik. Im Jahr 1972 zog die Konsumgenossenschaft (inzwischen Coop Südbayern) um nach Freimann, die „leerstehenden Gebäude wurden abgerissen“ und das Grundstück diente „als Abraumhalde und Bauhof für den U-Bahn-Bau“: siehe Luftbild. (Quelle: bwe.) Heute entsteht dort ein Schulgebäude-Komplex im Zuge der geplanten Neugestaltung des Ratzingerplatzes. – Foto 6: Hofmannstraße 42 (mitunter ist auch angegeben: Gmunder Straße 32): „Ehemalige Fabrikhalle der Eisenwerk München A. G., … langgestreckter Satteldachbau, … im Innern dreischiffig, mit einer Tragkonstruktion aus Eisenfachwerk … 1899–1900“ (Quelle: bld). Nach Insolvenz der Eisengießerei erfolgte 1912 der Umbau zu einem Trambahn-Betriebshof (Betriebshof 6), denn im Jahre 1911 war die vom Harras kommende Trambahn-Linie von der Boschetsrieder zur Hofmannstraße verlängert und 1925 dort eine Endhaltestelle eingerichtet worden, was die Übernahme der Fabrikhalle wohl begünstigte. 1953 kam eine Halle für Oberleitungs-Busse hinzu (1948 bis 1966 O-Bus-Betrieb auf der Strecke Romanplatz–Waldfriedhof–Ratzingerplatz); Ende 1971 wurde der Betriebshof aufgegeben (Quellen: mwi 1, fmt). Zwischenzeitlich fungierte die sogenannte Zeppelinhalle als Großgarage für Fahrzeuge des Katastrophenschutzes; derzeit benutzt die Straßenreinigung einen Teil der Halle, ein anderer Teil beherbergt die Fachschule für Farb- und Lacktechnik der Landeshauptstadt München. Seit langem aber „überlegt die Stadt, was sie aus der großen Halle machen könnte. […] Ab 2025 könnte die Zeppelinhalle am neu geplanten Zeppelinplatz eine belebende Rolle für das Stadtviertel spielen, sieht das Planungsreferat vor – die Zeppelinhalle soll das Quartier quasi aufhübschen, die Stimmung lebendiger und kommunikativer machen.“ (Quelle: az.) Und warum wird sie eigentlich Zeppelinhalle genannt? Diese Frage muß mangels Erkenntnissen leider offenbleiben; Erläuterungen werden aber gern und jederzeit über unser Kontaktformular entgegengenommen. – Nachtrag März 2023: Die Firma Eisenwerk München hatte den Auftrag, zur Ausstellung München 1908 im damaligen Ausstellungspark eine Halle in Eisenkonstruktion zu errichten; diese war gedacht zur Präsentation eines Luftschiffs des Typs Parseval. Das Hallen-Gerippe stürzte jedoch 1907 vor Fertigstellung der Halle ein – es war nicht ausreichend gesichert worden. Vermutlich wurde stattdessen rasch eine Holzhalle gebaut, die nach der Ausstellung wohl abgebrochen wurde. Die Halle des Eisenwerks in Obersendling war eine reine Werkshalle. Der Monacensia-Verleger Franz Schiermeier schreibt uns dazu weiter: „Wie diese Halle dann zur Bezeichnung Zeppelinhalle kommt, weiß ich nicht, ich vermute, es ist eine Verwechslung mit der geplanten Parseval-Halle. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass einer der Zeppeline, die ab 1909 in München gelandet sind, je in dieser Halle war.“ (Quelle: pm.)
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Foto 7: Die ehemalige Nebenwache V in der Boschetsrieder Straße 33 wurde im Jahr ihrer Fertigstellung, am 28. November 1904, in Betrieb genommen (Quelle: hjp, Seite 34). Das Gebäude zeigt sich heute vereinfacht, „insbesondere war der Turm – der eine Fachwerk-Dekoration und ein Krüppelwalmdach mit Dachreiter trug – ursprünglich sehr viel reicher ausgebildet“ (Quelle: dac, Seite 124). Bis 1967 fungierte das Gebäude als Feuerwache 2, danach befand sich darin bis etwa 1973 eine Kfz-Werkstatt des Katastrophenschutzes und zwischen etwa 1975 und etwa 1980 hatte die Abteilung Waldfriedhof der Freiwilligen Feuerwehr München dort ihren Zweit-Standort. Parallel dazu benutzte auch das Bayerische Rote Kreuz das Gebäude und seit 1980 sind dort bis heute die Bereitschaften Süd 1 und Süd 2 des BRK untergebracht. – Foto 8: Boschetsrieder Straße 35: Grundschule. Der „mächtige Schulbau“ mit Uhrturm entstand 1903–1904, als aufgrund der Entwicklung Obersendlings zum Industriestandort die Bevölkerungsanzahl angestiegen war und „der Vorort zur Anpassung der sozialen Infrastruktur … in das großzügige Schulneubau-Programm der Stadt München einbezogen“ wurde. Als öffentliches Gebäude sollte es „den Angelpunkt eines künftigen Quartiers bilden, das sich allerdings nur äußerst zäh entwickelte“. (Quelle: dac, Seite 124 f.)
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Foto 9: Boschetsrieder Straße 44: Mietshaus von 1897, ursprünglich Bestandteil des Bauhofs einer Baufirma. Büro- und Zeichenräume im Erdgeschoß (großformatige Fenster) und Wohnungen für Angestellte in den Obergeschoßen (Quelle: dac, Seite 125). – Foto 10: Boschetsrieder Straße 68: Hochbunker. Währen des Zweiten Weltkriegs wurden in München etliche dieser Monstren errichtet, von denen manche erhalten geblieben sind, wie auch jener von 1941 an der Boschetsrieder Straße (Albert-Bayerle-Platz), der zur Aufnahme der Arbeiter des Obersendlinger Industriegebiets bestimmt war. (Quelle: dac, Seite 125.) In den Nachkriegsjahren gab’s hier im Tiefparterre eine Zeitlang eine durchaus zivile Verwendung als Gemüseladen.
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Foto 11: Das Haus Hofmannstraße 19 hält auch heute noch die Stellung und kann somit der Orientierung im Luftbild von 1978 dienen: Es steht an der Kreuzung der Hofmannstraße mit der Boschetsrieder Straße. Der weitere Verlauf der Hofmannstraße in südlicher Richtung läßt sich im Luftbild anhand des Mietshauses Nr. 43 (siehe Foto  12) nachvollziehen. – Foto 12: Mietshaus (1900–1901) Hofmannstraße 43 an der Kreuzung mit der Gmunder Straße. Im Erdgeschoß ursprünglich Gaststätte. „In seiner einsamen, von gewerblich genutzten Arealen umgebenen Ecklage ist es heute noch ein sprechendes Beispiel für die Zerrissenheit der baulichen Strukturen in einem Industrie-Vorort der Zeit um 1900“ (Quelle: dac Seite 303).
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Foto 13: Im Vordergrund eine der vielen Baustellen, auf die man derzeit (Mitte 2022) in Obersendling immer wieder trifft, und ganz im Hintergrund das Siemens-Hochhaus (siehe auch Foto 16). Dazwischen die poppigen Fassaden eines Gebäude-Ensembles an der Kistlerhofstraße 70 mit Haus vier (grün) und Haus fünf (rot). Eigentümer ist, respektive war, eine Münchner Unternehmensgruppe, zu der ein Herrenmode-Haus und ein Immobilien-Unternehmen gehören, welches die Gewerbebauten unter anderem an Betriebe aus der Kreativ-Szene vermietet(e). Anfang 2022 geriet das Unternehmen in die Presse, nicht wegen der Gestaltung der Fassaden, sondern weil die Gebäude offenbar verkauft wurden und offenbar an einen Investor, was unter den Mietern ja meistens Zukunftssorgen hervorruft. (Quelle: sz 1.) – Foto 14: Haus eins des Gebäude-Ensembles an der Kistlerhofstraße 70 (siehe auch Foto 13). In diesem Haus entlang der Aidenbachstraße (links) hat der österreichische Künstler Wolfgang Flatz sein Atelier, der seit 1975 in München lebt. An sich nix ungewöhnliches. Aber der Dachgarten! Auf 3200 Quadratmetern hat der Künstler mit eigenen Werken einen Skulpturengarten, Heaven 7 genannt, angelegt; die Aufzählung der Objekte ist willkürlich und unvollständig: eine Almhütte, eine Art Triumphbogen, eine Freiheitsstatue, ein ausgemusterter Kampfhubschrauber, dessen Heckrotor als Windkraftanlage dient, oder ein goldfarbener Wohnanhänger (siehe Foto). Die Fassadengestaltung dieses und der anderen Häuser (zum Beispiel rechts in der Kistlerhofstraße Haus fünf) stammt ebenfalls von Wolfgang Flatz; Hintergrund: Der Geschäftsführer des (vormaligen) Eigentümers der Gebäude-Gruppe ist der wichtigste Sammler von Werken des Künstlers. (Quelle: sz 2.) Auch unter diesem Aspekt erfüllt der Verkauf der Gebäude nicht nur die Obersendlinger mit Sorge.
15….16
Foto 15: Hier ist die Veränderung des Viertels bereits vollzogen: Wohn-Hochhäuser unmittelbar östlich der S-Bahn-Haltestelle Siemenswerke in der (von links) Koppstraße 40, der Carola-Neher-Straße 12 und 10. Hinter dem Hochhaus links ist eines von zwei weiteren Hochhäusern zu erkennen, mit denen eine „maßgebende städtebauliche Figur entstanden“ sei, so steht’s im Werkbericht 2014 der Landeshauptstadt München (Seite 21). – Foto 16: Baierbrunner Straße 54: Verwaltungs-Hochhaus der Firma Siemens, Aluminium-Glas-Vorhang-Fassaden, 23 Geschoße, 75 Meter hoch, 1961 bis 1964 errichtet nach Plänen des Architekten Hans Maurer und der Bau-Abteilung der Siemens AG; „… auf der Grundlage eines Gesamtplans … [entstand] ein völlig neues Werk.“ Das Verwaltungs-Hochhaus „bietet sich als glatter Hochhausquader mit in sich kontinuierlich gerasterten, gläsernen … Vorhangfassaden dar.“ „Dem Typus nach entspricht er den Verwaltungshochhäusern großer Konzerne, die, an amerikanische Vorbilder angelehnt, in den 1950er und frühen 1960er Jahren in den Industrie-Schwerpunkten der jungen Bundesrepublik als Repräsentanten der Wirtschaftskraft des neuen Deutschland hochgezogen wurden …“ (Quelle: dac, Seite 303 f.) Um das Jahr 2000 allerdings hatte sich Siemens aus Obersendling zurückgezogen und Anfang 2006 das Hochhaus verkauft; seitdem herrscht im Haus Leerstand, und das seit 2002 denkmalgeschützte Haus befindet sich „in einem traurigen Zustand, innen bis zum Rohbauzustand ausgeräumt, außen viele Fenster mit Brettern vernagelt“ (Quelle: sz 3). Nach mehreren Eigentümer-Wechseln und Planungs-Wechseln (Wohnzwecke? Gewerbenutzung?) schaut’s wohl so aus, daß das Hochhaus bleibt, was es war: ein Bürogebäude – vorausgesetzt, es wird saniert und nicht abgerissen.
17….18
Foto 17, 18 und 19: Westlich (rechts) außerhalb des Luftbilds befindet sich die sogenannte Siemens-Siedlung an der Boschetsrieder, der Leo-Graetz-, Schuckert-, der Halske- und der Zielstattstraße: „Werkswohnungen der Siemens Wohnungs-Gesellschaft m.b.H., … erste Wohn-Hochhaus-Siedlung in Bayern und Süddeutschland, 1952–1954 nach Plänen des Architekten Emil Freymuth errichtet …“ Eine „Siedlung von besonderer stadträumlicher Qualität … wie architektonischer Gestaltung.“ Großzügig auf einer Grünfläche angelegt, kann „die Siemens-Siedlung … als ein hervorragendes Beispiel des Wohnbaus der frühen 1950er Jahre angesehen werden, und zwar in einer münchnerischen, im übrigen Bundesgebiet so nicht ohne weiteres denkbaren Ausprägung“. Neben den beiden Punkt-Hochhäusern umfaßt die Siedlung einen Hochhaus-Wohnblock mit 12 Geschoßen und 10 weitere Wohnblocks in 7 Varianten mit jeweils maximal 5 Geschoßen. (Quelle: dac, Seite 126 f.) „Bis Mitte 2008 wurde die Siedlung nach energetischen und denkmalschützerischen Gesichtspunkten saniert, die Planung und Ausführung wurde vielfach mit Preisen der Bau- und Wohnungswirtschaft ausgezeichnet. Anfang 2009 verkaufte Siemens seinen gesamten Wohnungsbestand, darunter auch die Siemens-Siedlung in München-Obersendling, an ein Konsortium …“ (Quelle: mwi 2).
Foto 17: Die beiden Punkt-Hochhäuser Schuckertstraße 13 (links) und 14 (rechts), jeweils auch Sternhaus genannt (Haus-Nr. 13 = Sternhaus II, Nr. 14 = I), da dreizackig-sternförmiger Grundriß, von Emil Freymuth, gebaut 1952–1954. Zentraler Erschließungskern mit Treppenhaus, Fahrstühlen und „Müllschluckern“ (Müllabwurfschacht); 3 Wohnungen pro Geschoß, das heißt pro vorspringendem Trakt je eine Wohnung. (Quelle: dac, Seite 576 f.) „Ein ursprünglich zwar geplantes, dann aber nicht gebautes drittes Sternhaus entstand 2005–2006 an der Leo-Graetz-Straße 16. Seine Gestaltung lehnt sich an die der beiden Wohntürme aus den 1950er Jahren an …“ (Quelle: mwi 2). – Foto 18: Halskestraße 1 bis 11 (ungerade Hausnummern), Block 1 der Siemens-Siedlung; fünfgeschoßiger Wohnblock, 1952–1954 von Emil Freymuth. „Westseite: Wechsel von Wohn- und Balkonachsen … den abgerundeten Balkonen entsprechend ausschwingende Dachformen.“ (Quelle: dac, Seite 275.) Im Hintergrund das Wohn-Hochhaus Leo-Graetz-Straße 3–9, die sogenannte Hochhausscheibe, 1952–1954 von Emil Freymuth. Südseite (Foto) mit 12 Geschoßen, Nordseite mit 13 Geschoßen (13. Geschoß = Terrassengeschoß mit Einraumwohnungen). (Quelle: dac, Seite 385.)
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Foto 19: Plastik Der Schauende, Bronze und Tuffstein, 1955 von Joachim Berthold, vor der Südseite des Wohnblocks Leo-Graetz-Straße 3–9 (siehe auch Foto 18), gern auch genannt „Der Siwogenes“ (der Siemens-Wohnungsgesellschafts-Genosse) oder gern auch gefragt „Sie, wo gehn S’?“ (Quelle: roe.) – Foto 20: Blick aus Richtung Ratzingerplatz in die Wohnanlage an der Aidenbachstraße und am Tulpenweg. Die Anlage stammt aus den 1930er Jahren. Die Planung geht zurück auf die 1920er Jahre (siehe Foto 21 und 22).
21….22
Foto 21 und Foto 22: Ansichten aus der Wohnanlage zwischen der Aidenbach-, Zielstatt- (unterer Bildrand) und Steinmetzstraße (rechter Bildrand). „Sowohl um den Obersendlinger Arbeitern bessere Wohnbedingungen zu schaffen, als auch um die nach 1910 akut werdende Wohnungsnot zu lindern, ließ der Verein für Verbesserung der Wohnungsverhältnisse in München gleich nach dem Ersten Weltkrieg von Theodor Fischer eine Kleinwohnungssiedlung für einen Standort am nordwestlichen Rand des Industriereviers planen.“ Bis 1927 ausgeführt wurde der Bereich zwischen Zielstattstraße und Nelkenweg. „Der Weiterbau nach Süden [zwischen Nelkenweg und Ratzingerplatz; Anm. der Redaktion; siehe auch Foto 20] erfolgte in den 1930er Jahren nach einem veränderten Konzept.“ (Quelle: dac, Seite 26 f.)

Quellen
az = Eva von Steinburg: Zeppelinhalle – Entsteht hier der neue Markt für den Süden? In: Abendzeitung online, 19. März 2020, www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadtviertel/zeppelinhalle-entsteht-hier-der-neue-markt-fuer-den-sueden-art-559119, abgerufen am 2. Februar 2022.
bld = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste. https://www.blfd.bayern.de/, Pfad: Denkmäler recherchieren, Denkmallisten zum Download, Oberbayern, München (Stadt), D-1-62-000-8565.
bwe = Benedikt Weyerer: München zu Fuß. 20 Stadtteil-Rundgänge durch Geschichte und Gegenwart. VSA-Verlag, Hamburg 1988, Seite 109.
dac = Denis A. Chevalley, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Südwest. Die Bezirke Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Sendling, Sendling-Westpark, Schwanthalerhöhe-Laim, Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Hadern, Pasing-Obermenzing, Aubing-Lochhausen-Langwied. 2 Bände, Reihe Denkmäler in Bayern, herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Karl-M.-Lipp-Verlag, München 2004.
fmt = Freunde des Münchner Trambahnmuseums, https://www.trambahn.de/bhf6-hofmannstrasse, abgerufen am 10. Mai 2022.
hjp = Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge bis in die sechziger Jahre. EOS Verlag, St. Ottilien 1997, Seite 28.
mwi 1 = München-Wiki: Hofmannstraße, https://www.muenchenwiki.de/wiki/Hofmannstra%C3%9Fe, abgerufen am 10. Mai 2022.
mwi 2 = München-Wiki: Siemens-Siedlung, https://www.muenchenwiki.de/wiki/Siemens-Siedlung, abgerufen am 5. Mai 2022).
pm = Persönliche Mitteilung von Franz Schiermeier, März 2023. Siehe auch: Arbeitskreis Industriekultur in München im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e. V. (Hrsg.): Industriekultur in München – Zwischen Abriss und Bewahren. Franz-Schiermeier-Verlag, München 2021, Seite 56 bis 59.
roe = Steffi Roettgen (Hrsg.): Skulptur und Plastik auf Münchens Straßen und Plätzen. Kunst im öffentlichen Raum 1945–1999. Idea-Verlag, Puchheim 2000.
sch = Heinrich Schläfer 1986 in der Zeitschrift Brandschutz.
sz 1 = Jürgen Wolfram: Kistlerhofstraße – Angst vor der Abrißbirne, in: Süddeutsche Zeitung online, 14. Februar 2022, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/obersendling-hirmer-investor-1.5527608, abgerufen am 15. Februar 2022.
sz 2 = Franz Kotteder: Künstler Wolfgang Flatz – Siebter Himmel im sechsten Stock. In: Süddeutsche Zeitung online, 26. Oktober 2013, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/kuenstler-wolfgang-flatz-siebter-himmel-im-sechsten-stock-1.1804424, abgerufen am 1. Mai2022.
sz 3 = Sebastian Krass: Immobilien in München – Pläne für Sanierung des Siemens-Hochhauses. In: Süddeutsche Zeitung online, 17. März 2021, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-architektur-siemens-hochhaus-sanierung-1.5238149, abgerufen am 31. Januar 2022.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im Juni 2022.
© 2022 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen III: Wache 3 Neuhausen
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen III: Wache 3 Neuhausen
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Luftbild: Im Luftbild vom März 1978 zu sehen ist die südöstliche Umgebung des Rotkreuzplatzes im Münchner Stadtteil Neuhausen, geprägt von Wohn- und Geschäftshäusern in geschlossener, meist dichter Blockbebauung. Ein Spaziergang durch Neuhausen lohnt sich allemal, denn die Straßen werden von architektonisch interessanten und vielen auch denkmalgeschützten Gebäuden gesäumt, von denen die alte Feuerwache 3 in der Schulstraße 5 selbst eines ist: Sie ist in der Bildmitte zu erkennen (unterhalb der Rudolf-Diesel-Realschule, siehe Foto 12, ein Komplex, der an einen Vierseithot erinnert). Vor der Wache präsentieren sich auf der Schulstraße die DL 30 (Kennzeichen M-2120, KHD, Baujahr 1961) und das TLF16 (M-194, KHD, Baujahr 1977).
1 a……1 b
Foto 1 a: In der Liste der Baudenkmale der Landeshauptstadt München (Quelle: siehe unten) ist vermerkt: „Ehem. Feuerhaus, neubarocker … Mansardwalmdachbau mit Dreiecksgiebel …“ Die Architekten waren Richard Schachner (siehe auch: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VIII: Wache 8 Westend) und Adolf Schwiening. In Betrieb genommen wurde das „Feuerhaus“ im Jahr 1912 als Nebenwache III. Als spätere Wache 3 existierte sie bis ins Jahr 1983. Zum Luftbild im Jahr 1978 stehen auf dem Hof: RW Öl (M-2205, KHD, Baujahr 1968), Klaf (M-2421, Ford, Baujahr 1974) und DL 18 (M-2548, KHD, Baujahr 1977). – Foto 1 b: Die ehemalige Feuerwache von 1912 heute, im Jahr 2021. Sie zeigt sich gegenüber dem Luftbild von 1978 als im wesentlichen unverändert. Ansicht von Nordost.
1 c……1 d
Foto 1 c: Die Fassade zur Schulstraße. Nach der Berufsfeuerwehr war hier der Regionalverband des Arbeiter-Samariter-Bunds untergebracht. Im Jahr 2005 hat die Bereitschaft West 1 des Bayerischen Roten Kreuzes (Kreisverband München) die Räumlichkeiten bezogen, seitdem als Rotkreuzhaus bezeichnet. Der Bereitschaft gehören etwa einhundert ehrenamtliche, ausgebildete Sanitäter an, die verschiedene Veranstaltungen begleiten wie zum Beispiel Konzerte, Theater-Aufführungen, Sport-Events oder Stadtteilfeste, um im Notfall schnell und professionell helfen zu können. Das Einsatzgebiet erstreckt sich auch über die angrenzenden Stadtteile. (Quelle: siehe unten.) – Foto 1 d: Auch die Fassade zum Hof hat ihren früheren Charakter bewahrt. Im Vordergrund das begrünte Dach des ebenerdigen Baus der Turnhalle der Rudolf-Diesel-Realschule (das Schulgebäude selbst, siehe Foto 12, steht links außerhalb des Bilds). Die Turnhalle nimmt nun den größten Teil des ehemaligen Übungshofs ein.
1 e……1 f
Foto 1 e: Die Fahrzeughalle bietet Platz – wenn auch knapp – für drei BRK-Fahrzeuge: zwei Mehrzweck-Fahrzeuge (MZF), die, in Kombination mit einem Einsatzleitwagen (ELW) 1, zur Bildung einer mobilen Sanitätsstation ausgestattet sind, und ein Mannschafts-Transportwagen (MTW), welcher neben einer Notfall-Ausrüstung auch über neun Sitzplätze verfügt. – Foto 1 f: Die geöffneten Ausfahr-Tore zur Schulstraße. Dank nicht vorhandener Elektronik funktioniert die Mechanik der Tor-Verriegelung nach über hundert Jahren nach wie vor einwandfrei. An den Ausfahrten stehen die beiden MZF.
2……3
Foto 2, Gudrunstraße 11, 13, und Foto 3, Pötschnerstraße 10: Zwischen Gudrunstraße und Pötschnerstraße erstreckt sich eine denkmalgeschützte Wohnanlage des Beamten-Wohnungsvereins (eine Wohnungs-Genossenschaft für den öffentlichen Dienst, gegründet 1921). Es handelt sich um eine symmetrisch komponierte Mietshausgruppe mit reizvollen Innenhöfen. Das Ensemble besteht aus viergeschoßigen Walmdachbauten mit Mansarden sowie mit Giebeln und Erkern und teilweise mit Loggien zur Hofseite. Die Wohnungen wurden 1925 bezogen.
4……5
Foto 4: Wendl-Dietrich-Straße 4. Denkmalgeschütztes Mietshaus, barockisierender Satteldachbau mit Putzgliederung und Eisenbalkonen, Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel, um 1912; Haus-Nr. 2 bildet das Pendant. In derselben Hausflucht weitere Baudenkmale: Haus-Nr. 6, 8 und 10 sowie auf der gegenüberliegenden Straßenseite Nr. 5, 7, und 9. – Foto 5: Rotkreuzplatz. Im Luftbild vom März 1978 ist an der Westseite des Platzes eine Baustelle zu erkennen; es handelt sich um die Baustelle für ein Kaufhaus. Bereits fertiggestellt sind 3 Untergeschoße (2 Parketagen, eine Verkaufsetage), und der oberirdische Bau hat begonnen. Eröffnet wurde das Kaufhaus im August 1979. (Quelle: siehe unten.) Im Bebauungsplan von 1977 hieß es sinngemäß, der Baukörper müsse sich in die vielfältig gestaltete Architektur der Umgebung einfügen. Leider läßt sich auf unserem Foto oben aufgrund des dichten Blattwerks der Laubbäume nicht beurteilen, in welchen Maße dies bei der Bau-Ausführung gelungen ist. Rechts im Foto der Brunnen Das Steinerne Paar (1984) von Klaus Schultze.
6……7
Foto 6: Winthirstraße 15, Kirche Mariä Himmelfahrt („Winthirkircherl“). Nur etwa 350 Meter entfernt vom heutigen Zentrum Neuhausens, dem Rotkreuzplatz, liegt der alte Dorfkern. Bereits im 10. Jahrhundert soll der selige Winthir, ein Glaubensbote vielleicht irisch-schottischer Abstammung hier gelebt haben; seine Grabplatte befindet sich im „Winthirkircherl“. Die Kirche stammt im Kern aus dem 15. Jahrhundert, wurde im Lauf der Zeit immer wieder umgebaut und 1949 teilweise erneuert (aufgrund von Kriegsschäden). Auf dem schon vor 1315 angelegten, beschaulichen Friedhof finden sich zahlreiche historisch und künstlerisch bedeutende Grabdenkmale. Bestattet wurden hier zum Beispiel Oskar von Miller (Gründer des Deutschen Museums) oder Sigi Sommer (Schriftsteller, „Blasius, der Spaziergänger“). – Foto 7: Vom Winthir-Friedhof aus erreicht man nach wenigen Gehminuten in der Lachnerstraße 8 ein Kirchenbauwerk, dessen Kontrast zum „Winthirkircherl“ nicht größer sein kann: die Herz-Jesu-Kirche. Lapidar ausgedrückt ist sie eine knapp 50 Meter lange, gut 20 Meter breite und 16 Meter hohe „Glaskiste“, deren unterschiedlich lichtdurchlässige Glaswände einen Kubus aus mehr als zweitausend senkrecht stehenden Holz-Lamellen (Ahorn) umschließen. Im Zusammenspiel von wechselndem Sonnenstand mit Glaswänden und Holz-Lamellen ergeben sich im Inneren eindrucksvolle Raum-Licht-Wirkungen. Ohne Zweifel handelt es sich um einen spektakulären Kirchenbau, sozusagen um den „Ferrari unter den Kirchen“ wie der Gemeindepfarrer angemerkt hatte. Zu besonderen Anlässen kann die 14 Meter hohe doppelflügelige Tür komplett geöffnet werden, so daß der Blick ins Kirchen-Innere möglich ist. Geweiht wurde die Herz-Jesu-Kirche Ende November im Jahr 2000. (Quelle: siehe unten.)
8……9
Foto 8: Nicht zu übersehen am Rotkreuzplatz – und nicht nur von dort – ist das Haus der Schwesternschaft vom Bayerischen Roten Kreuz, ein Hochhaus von 54 Metern mit 15 Stockwerken, fertiggestellt 1967, Sanierung 2011/2012. Der Platz wurde 1903 nach den bayerischen Rotkreuz-Schwestern benannt, die, nach Umzügen, im 1892 eröffneten Krankenhaus an der Nymphenburger Straße (heute Rotkreuzklinikum) ihre Arbeit weiterführten. An der Nordseite des heutigen Rotkreuzplatzes stand auf der Spange zwischen Winthirstraße und Nymphenburger Straße ursprünglich ein kurfürstlich-wittelsbachisches Jagdschloß,, das während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt und 1951 abgerissen wurde; der Name des benachbarten Wirtshauses erinnert an das Schloß. – Foto 9: Zum Zeitpunkt dieser Luftaufnahme gab es das Wirtshaus Jagdschlößl an der Nymphenburger Straße 162 bereits seit über einhundert Jahren. Das dreistöckige Wirtshausgebäude selbst wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört; heute steht hier ein ebenerdiger Nachkriegsbau aus dem Jahr 1947, der sich etliche Meter parallel zur Leonrodstraße hinzieht. Schroff hinter dem Wirtshaus mit seinem Biergarten ragt ein lagerhaus-artiges Gebäude auf, ohne Fenster an der Südfassade, gebaut 1958 für eine große bayerische Bank (Nymphenburger Straße 164). Wir hatten schwer vermutet, daß das Gebäude als Geldspeicher gedacht war, wie es ihn auch in Entenhausen gibt. Doch die Geschichtswerkstatt Neuhausen hat eine andere, aber schlüssige Vermutung. 1958 stand noch nicht fest, ob das Wirtshausgebäude wieder aufgebaut wird, und wenn ja, ob es bei 3 Stockwerken bleiben, und ob die Vorkriegssituation wiederhergestellt werden würde, als das Wirtshausgebäude mit dem damaligen Nachbargebäude eine gemeinsame Hauswand (Kommunwand) hatte. Also verzichtete man beim Bank-Gebäude von vornherein auf Fenster in der Südfassade. (Quelle: siehe unten.)
10……11
Foto 10: Schluderstraße 4 (links) und 2 (rechts). Zwei Mietshäuser; Nr. 4 an der Ecke zur Pötschnerstraße mit Mansarden, um 1910; Nr. 2 an der Ecke zur Donnersbergerstraße, mit Walmdach, Mansarden, Dachhaus und „rhythmisierenden“ Erkern, 1914. – Foto 11: Donnersbergerstraße 13. Zusammen mit den (ungeraden) Haus-Nummern 11 bis 35 „Teil einer genossenschaftlichen Wohnanlage der Eisenbahn, 14 Mietshausbauten als Hauptfront an der Donnersbergerstraße, als Gruppe gestaltete Mansardwalmdach-Bauten, durch Erker und Giebelrisalite gegliedert, von Hans Eisenrieth und Julius Gröschel, 1909 bis 1912.“ Ja – und überhaupts: die Donnersbergerstraß! Da war der Bär los! War es Mitte der Zehner-Jahre des 20. Jahrhunderts eine hohe Dichte an Lokalen und Boazn (Kneipen), so kamen in den 1920er Jahren Tanzcafés, Bars, Bierhallen und Konzertlokale hinzu. Legendär war das Kolibri (Haus-Nummer 42) schon zu jener Zeit, als auch später in den 1950er Jahren, als dort die angesagtesten Rock-’n’-Roll-Bands spielten. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde es aber dann ruhiger in der Donnersbergerstraße. (Quelle: siehe unten.)
12……13
Foto 12: Schulstraße 3, Rudolf Diesel-Realschule (seit 1963, vorher Volksschule), auf dem Luftbild als markanter Gebäudekomplex zu erkennen. Nach einem Entwurf des Architekten Otto Karl Adolf Lasne (1854–1935) wurde das Gebäude in den Jahren 1879 und 1880 hier gebaut, noch vor Neuhausens Eingemeindung nach München (1890). 1895 wurde das Gebäude von Hans Grässel (1860–1939), dem bedeutenden Münchner Schularchitekten, um 13 Fensterachsen nach Süden erweitert. Bereits 1876, also schon vor Beginn der Bauarbeiten, bekam die hier verlaufende Straße ihren Namen Schulstraße. (Quelle: siehe unten.) Das Foto wurde aus einem Fenster im ersten Stock der ehemaligen Feuerwache, heute Rotkreuzhaus, aufgenommen; vorn links unten ein Teil des begrünten Dachs der Schul-Turnhalle (siehe auch Foto 1 d). – Foto 13: Schulstraße 18, 20 und 22, denkmalgeschützter Mietshausblock, barockisierender Walmdachbau mit Mansarden, Flacherkern, Dachgauben und seitlichen Balkonen, um 1910/1920.
14……15
Foto 14: Schulstraße 19, Mietshaus, reich gegliederter und stuckierter Eckbau in deutscher Renaissance mit Zwerchhäusern; überkuppelter Eckturm mit Flacherkern, um 1900. Ansicht der Fassade zur Schlörstraße. – Foto 15: Nur wenige Meter vom Haus in Foto 14 entfernt ein weiteres sehenswertes, denkmalgeschütztes Mietshaus: Schlörstraße 4. Barockisierender Jugendstilbau mit Mansarddach und reichem Stuckdekor; die Mittelachse ist durch Kastenerker und durch ein Zwerchhaus mit Zeltdach betont; das Haus stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
16……17
Foto 16: Blutenburgstraße 83. Mietshausbau mit Satteldach; reich dekorierter Erker, errichtet 1897 in den Formen der deutschen Renaissance, 1952 aufgestockt. – Foto 17: Blutenburgstraße, Ecke Landshuter Allee, abgerundeter Walmdachbau (um 1910) auf spitzwinkligem Grundstück, reich gegliederte Fassade in den Formen des späten Jugendstils, mit Erkern und einem Altan (nicht überdachte Plattform) im ersten Stock, ausgerichtet auf die gefühlt zwölfspurige Landshuter „Allee“, die aufgrund von Schadstoff-Messungen eine gewisse belastete Bekanntheit erlangte.

Quellen
Wenn nicht anders vermerkt: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, https://www.blfd.bayern.de/, Pfad: Denkmäler recherchieren, Denkmallisten zum Download, Oberbayern, München (Stadt).
Foto 1a und Luftbild: Fahrzeugliste der BF München, 1978.
Foto 1 c bis 1 f: Persönliche Mitteilung von Anselm Steininger, Bereitschaftsleiter.
Foto 5: Persönliche Mitteilung von Franz Schröther, Geschichtswerkstatt Neuhausen.
Foto 7: Niklas Maak: Licht gestalten. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 272, 25. November 2000.
Foto 9: Persönliche Mitteilung von Franz Schröther, Geschichtswerkstatt Neuhausen.
Foto 11: Wally Schmidt: Texmex statt Tanzcafé. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 282, 7. Dezember 2007, Seite V 2/20.
Foto 12: Persönliche Mitteilung von Franz Schröther, Geschichtswerkstatt Neuhausen.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im Juni 2021
© 2021 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen IV: Wache 4 Schwabing
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen IV: Wache 4 Schwabing
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Im Luftbild von 1978 fällt in der rechten Bildhälfte ein gewerbe-ähnliches Areal auf, das – auf drei Seiten von geschlossener Mietsblock-Bebauung umgeben – hier in Schwabing West etwas deplaziert wirkt. Auf diesem Areal haben im Laufe der Jahre Platz gefunden: ein Umspannwerk (das langgestreckte Bauwerk zwischen Nordend- und Arcisstraße; inzwischen abgerissen) mit seinen Nebengebäuden sowie Versorgungsbauten des benachbarten Elisabethmarkts (siehe Foto 5), von dem am äußersten rechten (nördlichen) Bildrand noch einige Marktstände zu erkennen sind. Heute (August 2021) sind das Umspannwerk und die Nebengebäude verschwunden, und es tut sich hier eine beträchtliche Baugrube auf (siehe Foto 2). Und ebenso wie die genannten Zweckbauten von damals, so unterscheidet sich auch das neuzeitliche Gebäude der (ehemaligen) Feuerwache 4 (siehe Foto 1 a bis 1 d) von der historischen Bausubstanz der Umgebung: Wie ein heller Monolith steht es etwa in der Bildmitte. Auf dem südlichen (dem linken) Teil des Dachs sind eigenartige Gebilde zu erkennen, und man fragt sich: Ist das Kunst? Ein Foto im Stadtarchiv schafft Klarheit: Es handelt sich um Geräte eines Kinder-Spielplatzes. Das Luftbild durchziehen zwei bedeutende Straßen: von links (Süden) nach rechts die Nordendstraße und von Südost nach Nordwest die Georgenstraße, die zugleich die südliche Begrenzung des Stadtbezirks Schwabing West zur Maxvorstadt bildet.
1 a……1 b
Foto 1 a und Foto 1 b: Die Feuerwache 4 Schwabing wurde nach knapp zwei Jahren Bauzeit am 15. September 1970 als Zugwache in Betrieb genommen. Das Gebäude an der Nordendstraße 27 besteht aus Erdgeschoß für Fahrzeughalle und Wachdienst, zwei Stockwerken mit weiteren Büros für den Wachdienst und drei Stockwerken mit Dienstwohnungen. (Quelle: hjp.) Gemäß Fahrzeugliste von 1978 der Berufsfeuerwehr waren zum Zeitpunkt der Luftaufnahme folgende Fahrzeuge hier stationiert: ELW (M-2428, BMW, Baujahr 1969), NAW (M-2391, DB, 1978), TroTLF 16 (M-2094, KHD, 1976), LF 16 (M-2432, KHD, 1975), DL 30 (M-2230, KHD, 1967) und ein Rüst-Anhänger (M-2707, Westfalia, 1973). – Foto 1 a: Stadtarchiv München, Signatur DE-1992-FS-HB-609-02, Foto 1 b: Stadtarchiv München, Signatur DE-1992-FS-HB-609-01, Aufnahmedatum beider Fotos: August 1970, Fotos: Ewald Glesmann, Wiedergabe der Fotos hier mit dankenswerter Genehmigung des Stadtarchivs München.
1 c……1 d
Foto 1 c: Ein Foto von 2021 und auch nach fünfzig Jahren unverkennbar: Das Gebäude an der Nordendstraße 27, früher Feuerwache 4, heute Dienstgebäude Nordendstraße der Branddirektion: Katastrophenschutz, Zivilschutz, Vorbeugender Brandschutz. Die Wache wurde 1987 mit einem Neubau erweitert (auf dem Foto links); somit war auch Platz für einen RW 3 (Iveco, Ziegler) und einen RTW. Nachdem im Jahr 2016 die neue Feuerwache 4 in der Heßstraße 120 fertiggestellt war (etwa anderthalb Kilometer Luftlinie entfernt), konnten Fahrzeuge und Wachdienst dorthin umziehen. Danach wurde die Fahrzeughalle zu Büroräumen umgestaltet. – Foto 1 d: Fassade zum Innenhof der ehemaligen Feuerwache 4 heute. Am markanten Übungs„turm“ wurde auch das Anleitern trainiert. Ansonsten erinnern nur wenige Details an die frühere Funktion als Feuerwache. Und ob man das Gebäude einem Baustil der Moderne („Brutalismus“, abgeleitet von französisch béton brut, Sichtbeton) zurechnen kann, mögen die Architektur-Fachleute beurteilen.
2……3
Foto 2: Blick von der Nordendstraße in die Baugrube unmittelbar rechts (nördlich) der früheren Feuerwache. Hier entstehen zwei Gebäude mit Wohnungen, für Büros, Einzelhandel und Gastronomie inklusive Tiefgarage. Baubeginn war im Frühjahr 2020; die Fertigstellung ist für Anfang 2024 vorgesehen. (Quelle: skm.) Gleichzeitig erfährt außerdem der Elisabethmarkt (knapp rechts außerhalb des Luftbilds) ein „refurbishment“: Neue Marktstände werden gebaut, Garagen, Technikräume und Lager werden ins neue Untergeschoß verlegt; begonnen wurde mit den Arbeiten im Juni 2021, und etwa 2023 soll der Elisabethmarkt wieder eröffnet werden. Für die Zeit bis dahin hat der Markt einen Ausweich-Standort (siehe Foto 5) gefunden, nämlich an der Arcisstraße vor der Berufsschule. (Quelle: lhm 1.) Auf dem Foto im Hintergrund rechts der Baumbestand der Grünanlage am Elisabethplatz (Elisabethmarkt), dahinter die Berufsschule (siehe Foto 7) und links derselben das Gisela-Gymnasium (siehe Foto 6). – Foto 3: Arcisstraße 74. Das neue Umspannwerk Schwabing schräg gegenüber des Gisela-Gymnasiums. Es nimmt die Stelle des bisherigen Nebengebäudes im Luftbild von 1978 ein, wurde 2017 fertiggestellt und ersetzt das größere alte Bauwerk (im Luftbild: das langgestreckte Bauwerk zwischen Nordend- und Arcisstraße): Die Weiterentwicklung der Technik machte ein wesentlich kleineres Werk möglich. (Quelle: bnw.)
4……5
Foto 4: Elisabethplatz 4 b. Unbehelligt von den Baumaßnahmen bleibt der Pavillon, ein „neuklassizistischer Walmdachbau mit Portikus“ von 1909. Nicht nur den Anwohnern war der Pavillon als Café Schöberl, dann als Pilsschuppen und heute als Wintergarten bekannt, ein kleines Wirtshaus mit Biergarten. (Quelle: bld.) – Foto 5: Der Elisabethmarkt, vorübergehend an der Arcisstraße vor der Berufsschule, bis die Neuordnung und Umstrukturierung des Marktgeländes abgeschlossen sein wird (geplant für das Jahr 2023). Der Elisabethmarkt ist einer der ständigen Münchner Lebensmittelmärkte und existiert hier seit 1903.
6……7
Foto 6: Arcisstraße 65, Gisela-Gymnasium. Dank derzeitiger Baugrube (August 2021) fast freie Sicht auf das Gisela-Gymnasium, ein „viergeschossiger Walmdach-Gruppenbau in Ecklage mit Schweifgiebel, Dachreiter, reichem Putzdekor und plastisch ausgestalteten Portalen, in historisierenden Formen, von Cajetan Pacher, 1903–1904, erweitert 1911; städtebauliche Gruppe mit Elisabethplatz 4“ (das ist die frühere Volks- und Gewerbeschule, siehe Foto 7). (Quelle: bld.) Komplette Renovierung und Instandsetzung sowie Erweiterungsbau (links im Foto) im Jahr 2010. (Quelle: lhm 2.) – Kurze Chronologie der Schul-Phasen: Zunächst Königliche Gisela-Kreisrealschule für Knaben, 1929 Gisela-Oberrealschule, 1960er Jahre naturwissenschaftliches Gymnasium, seit 1981 werden auch Mädchen unterrichtet, seit 1984 Integrationsschule für hörgeschädigte Jugendliche von der 10. Jahrgangsstufe bis zum Abitur, 1991 Einführung eines neusprachlichen Zweigs. Aber Mooment: Eine Schule für Knaben erhielt damals einen Mädchennamen? Gisela? Tatsächlich: Namenspatronin ist Gisela, Prinzessin von Bayern, Tochter von Kaiserin Elisabeth („Sisi“) und Kaiser Franz-Joseph, verheiratet mit Prinz Leopold von Bayern. (Quelle: kgp 1.) Bemerkenswert außerdem: Nach den eben genannten Persönlichkeiten sind in der Umgebung des Gisela-Gymnasiums auch Straßen und Plätze benannt. Deshalb folgender Exkurs über Straßennamen in der Max(imilians)vorstadt (sic!) und in Schwabing. Richard Bauer, der ehemalige Leiter des Stadtarchivs München, schreibt dazu: „Das … Areal der unter Bayerns erstem König Max I. Joseph erschlossenen Maximiliansvorstadt […] erhob die dynastische Ehrung zum Prinzip.“ Nicht nur königliche Prinzessinnen und Prinzen (des weiteren zum Beispiel Agnes, Isabella, Konrad) auch Oberhäupter (Friedrich) und ganze Geschlechter bekamen Straßen- und/oder Platznamen (Hohenstaufen, Hohenzollern, Habsburger). Hinzu trat die patriotische Ehrung „zur Glorifizierung bayerischer Siege in den Befreiungskriegen“ (zum Beispiel nahe der Stadt Arcis-sur-Aube in Frankreich, daher Arcisstraße). Exkurs Ende. (Quelle: rba 1.) – Foto 7: Elisabethplatz 4, Berufliches Schulzentrum: Städtische Berufsschule für Kfz-Technik, für Fahrzeugtechnik Eisenbahn und Fahrbetrieb, Fachschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität. Ursprünglich „Volks- und Gewerbeschule, […] in historisierenden Formen mit Uhrenturm, geschweiften Zwerchhäusern, reichem Putzdekor und plastisch ausgestalteten Portalen, von Theodor Fischer, 1901–1902; städtebaulich eine Gruppe mit Arcisstraße 65“ (Gisela-Gymnasium, siehe Foto 6). (Quelle: bld.)
Zwischenbemerkung: Die Umgebung der ehemaligen Feuerwache (im Umkreis von nur etwa fünfhundert Metern) ist reich an Baudenkmalen, die man auf einem Spaziergang bequem abklappern kann, ohne auf regenerative Pausen verzichten zu müssen (siehe zum Beispiel Foto 4), schließlich bewegt man sich in Schwabing und in der Maxvorstadt. Im übrigen ist die Anzahl der Veröffentlichungen über Schwabing erschöpfend; zu Schwabing, um Karl Valentins allgemein gültige Worte zu gebrauchen, „wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“. Also beschränken wir uns hier auf die nötigsten Hinweise zur Erläuterung der Fotos.
8……9
Foto 8: Arcisstraße 59. Mietshaus in Ecklage zur Georgenstraße, viergeschossiger repräsentativer, hochherrschaftlicher Neubarockbau mit Mansarddach, 1889–1890 von Andreas Bürkel. Hauszugang an der Arcisstraße außerhalb der Fassadenmitte. Kolossalpilaster und Segmentbogengiebel betonen hingegen die Fassadenmitte und erzeugen zusammen mit dem umlaufenden Gurtgesims oberhalb des ersten Stockwerks und dem reichen Stuckdekor eine vergleichsweise erhabene Wirkung. 1977–1978 Umbau und teilweise Rekonstruktion der Fassadengliederung. (Quelle: hhw.) – Foto 9: Georgenstraße 55 und 57. Ehemalige Wohnanlage für die Witwen- und Waisenkasse des Reichs- und Staatsdienstpersonals in Bayern, erbaut 1927–1928. Hufeisenförmige Anlage um einen lang gestreckten, nach Norden (zur Georgenstraße) offenen Innenhof. In beiden „Flügeln befinden sich jeweils drei Teilhäuser mit je eigenen Treppenhäusern“.  Nach Kriegsschäden wurde die Anlage teilweise rekonstruiert. (Quelle: hhw.)
10……11
Foto 10: Neureutherstraße 24. Das Haus Neureutherstraße 24 (Foto: Hauseingang) ist das mittlere einer malerischen Dreiergruppe von jeweils viergeschossigen Mietshäusern. Putzbauten mit Stuckdekor, Erkern, Zwerchhäusern (Nr. 22 und 24). Nr. 22: Fassadengestaltung in neubarocken Formen, 1896; Nr. 24 und Nr. 26 in Formen der deutschen Renaissance, 1901 bzw. 1902. (Quelle: hhw.) – Foto 11: Filmtheater Studio Isabella, Neureutherstraße 29. Untergebracht ist das Isabella in einem Mietshaus, ein viergeschossiger Eckbau mit kolossalem Eckpilaster und Zwerchhaus, 1896 von Xaver Aumiller errichtet, damals einer der größeren Bauunternehmer in der Maxvorstadt. Im Jahr 1919 wurden im Erdgeschoß für Marie Zach, Betreiberin bereits mehrerer Lichtspieltheater, Zach’s Lichtspiele eingebaut. Zu jener Zeit, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, entstanden in München zahlreiche Lichtspiel-Theater, von denen heute (im Jahr 2021) gerade noch – oder: immerhin noch – sechs erhalten sind, darunter eben die ehemaligen Zach’s Lichtspiele, das heutige Studio (im) Isabella. Das Isabella ist nicht gerade auf Blockbuster spezialisiert, vielmehr gibt es Independent-Filme und „wahre Filmkunst“, und das seit über einhundert und hoffentlich noch viele Jahre. (Quelle: hhw.)
12……13
Foto 12: Elisabethstraße 7, Mietshaus. Besonders eindrucksvoll ist dessen Fassade zur Isabellastraße (Foto). Es handelt sich um einen viergeschossigen Jugendstil-Eckbau von 1907 mit Walmdach und Mansarden, Erkern und übergiebelten Zwerchhäusern beziehungsweise Atelieraufbauten und reichem Fassadendekor. (Quelle: bld.) – Foto 13: Franz-Joseph-Straße 47, Schauburg, Theater der Jugend. Eröffnet wurde die Schauburg 1926 und zwar als Filmpalast; Premierengäste waren auch Prinzessin Gisela und Prinz Leopold (siehe oben Bildunterschrift zu Foto 6). Nach der Beseitigung von Kriegsschäden konnte der Kino-Betrieb bereits Ende 1946 wieder aufgenommen werden, der am 28. September 1964 eingestellt werden mußte. Das Prädikat „legendär“ erhielt die Schauburg zweifelsohne und zu Recht in den folgenden Jahren als Discothek Blow up, die zwischen 1967 und 1972 bestand, eine Disco, wie man sie bis dahin noch nicht erlebt hatte. Der Umbau zu einem faden Supermarkt konnte zum Glück verhindert werden; die Stadt München kaufte und restaurierte das Gebäude und brachte 1976 hier das Theater der Jugend unter. 1990 erfolgte ein restaurisierender und modernisierender Umbau, so daß das Theater der Jugend im Jahr 1993 wieder einziehen konnte. (Quelle: kgp 2.)
14……15
Foto 14: Kurfürstenstraße 18, Mietshaus. „Viergeschossiger Satteldachbau über hohem Sockel mit Runderkern, Zwerchhaus und Balkongittern, in Formen des Jugendstils, um 1905.“ (Quelle: bld.) – Foto 15: Hohenstaufenstraße 1. „Mietshaus, viergeschossiger putzgegliederter Jugendstil-Eckbau mit Mansardwalmdach, Eingangsrisalit, Erkern, Balkons und Stuckdekor, Anfang 20. Jahrhundert.“ (Quelle: bld.)
16……17
Foto 16: Hohenstaufenstraße 7. „Mietshaus, viergeschossiger putzgegliederter Mansarddachbau in Jugendstilformen mit Doppelerkerfassade und Dachhaus, 1912, Fassade vereinfacht.“ (Quelle: bld.) – Foto 17: Römerstraße 16. Eine Erinnerungs-Tafel neben der Haustüre zeigt die Inschrift: „Hier wohnte von 1909 bis 1921 der Schriftsteller Karl Wolfskehl. Um ihn scharten sich Repräsentanten des Schwabinger Geisteslebens.“ Gemeint ist der exklusive Kreis von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Künstlern um den Dichter Stefan George, die ihre eigene Vorstellung von Philosophie, Ästhetik und Lebensform entwickelt hatten. Die Runde um George „war einer der vielen Zirkel mit revolutionären Programmen“. Ihre Dispute und Feiern fanden im „Kugelzimmer“ oben unterm Dach statt, so genannt wegen der damals in der Mitte des Zimmers hängenden Milchglas-Kugellampe. Der unter Denkmalschutz stehende viergeschossige Jugendstilbau mit reichem Fassadendekor stammt von 1904. (Quellen: cho, sts und bld.)
18……19
Foto 18: Franz-Joseph-Straße 23, im Foto die Fassade zur Friedrichstraße. „Mietshaus, viergeschossiger reich gegliederter Eckbau in Jugendstilformen mit Erkern und Balkons und Zwerchgiebeln, von Max Langheinrich, um 1904; Baugruppe mit Franz-Joseph-Straße Nr. 21 und mit Friedrichstraße 18“ (siehe nächstes Foto). (Quelle: bld.) – Foto 19: Friedrichstraße 18. Lage, Lage, Lage!! Das galt auch damals schon, als dieses Miets„haus“ 1903/1904 an der Friedrichstraße 18 gebaut wurde. Denn in dessen unmittelbarer Nachbarschaft hatte zuvor das bayrische Königshaus seitlich der damaligen Schwabinger Landstraße (damals Nr. 6) im Jahr 1845 ein Palais errichten lassen, das 1873 erweitert (Quelle: rba 2) und von Prinz Leopold von Bayern bewohnt wurde. In diese Umgebung zog es „Baulöwen“ und in deren Gefolge Großbürger und Aristokraten. Der Bauunternehmer Friedrich Trump witterte einen Bauboom und erwarb eine Reihe von Grundstücken, auf deren eines er diesen „reich gegliederten und stuckierten Eckbau in barockisierenden Jugendstilformen“ durch den Architekten Max Langheinrich errichten ließ (Quelle: bld.) mit feudalen 16-Zimmer-Wohnungen und einem Trakt für Bedienstete – ein „Wohnpalast“ also für die (Geld-)Aristokratie. Doch der Immobilienmarkt war bereits krisenanfällig geworden und Trump mußte den Prachtbau bereits 1909 veräußern. Mieter waren in den jetzt aufgeteilten Wohnungen Verwaltungs-Gesellschaften oder Gesandtschaften, aber auch der Simplizissimus-Verlag (von 1925 bis etwa 1936). Im Jahr 1987 schließlich ging das Gebäude in den Besitz einer Münchner Privatbank über. Diese unterzog das gesamte Gebäude einer originalgetreuen Restaurierung und mustergültigen Renovierung, die das Baudenkmal heute „als lupenreines Juwel der Jugendstil-Architektur“ (Süddeutsche Zeitung) erscheinen läßt. (Quelle: bhr.) Nachsatz: Ob zwischen dem hier erwähnten Friedrich Trump und einem amerikanischen Unternehmer unserer Zeit eine genealogische Verknüpfung besteht, dem wurde nicht nachgegangen. Im Stadtarchiv München ist zu Friedrich Trump vermerkt: Baumeister, geboren am 20. April 1853 in Oberampfrach (Landkreis Ansbach). (Quelle: sam.)
20……21
Foto 20: Habsburgerstraße 1. Das repräsentative Entrée zum Haus an der Habsburgerstraße 1, ein viergeschossiges Mietshaus im Stil der Neurenaissance von 1899 mit Erkern und reich gegliederter Fassade, gelegen an der Ecke zur Konradstraße. Auch die Einfriedung ist aus der Bauzeit erhalten geblieben. (Quelle: bld.) – Foto 21: Georgenstraße 46. „Wohn- und Geschäftshaus, viergeschossiges Jugendstil-Eckhaus mit Walmdach, asymmetrisch angeordneten Erkern, Balkonen und Laubwerkstuck, von Alois Lechleitner, 1906/1907.“ Nach den Kriegsschäden während des Zweiten Weltkriegs erfolgte bereits 1946 der Wiederaufbau, wonach die ursprünglich prächtige Jugendstil-Fassade „nachvollziehbar geblieben“ ist. (Quellen: bld und hhw.)
22……23
Foto 22: Georgenstraße. Von keinem Geringeren als dem Architekten Martin Dülfer stammt dieses versteckt liegende Einfamilienhaus. Die Hauptschauseite wird von einem polygonalen Bodenerker dominiert, der Keller- und Erdgeschoss vorgelagert ist. Das Haus entstand im Jahr 1898. (Quelle: hhw.) – Foto 23: Georgenstraße 24. Wohn- und Geschäftshaus als „Neurenaissancebau an der nordöstlichen Ecke der Friedrich- zur Georgenstraße“, errichtet 1889 von Xaver Aumiller. Jede Wohnung im 1. und 2. Obergeschoß ist mit einem Balkon ausgestattet; im Foto die beiden reizvoll arrangierten östlichen Balkone. Am äußeren Erscheinungsbild des Hauses auffallend sind außerdem die steilen gekappten Pyramidendächer über den Eckrisaliten. Und auch die „Großform des kompakten Baus [kann] die Orientierung des Architekten am italienischen Palast der Renaissance nicht verleugnen“. (Quelle: hhw.)
24……25
Foto 24 und Foto 25: Georgenstraße 10 (Foto oben links) und Georgenstraße 8 (Foto oben rechts). Ursprünglich stand auf den Parzellen Georgenstraße 10 und 8 ein Doppelhaus-Block als harmonische Neurenaissance-Gruppe, erbaut 1882; Architekt und Bauherr war Josef Hölzle. Nr. 10 wurde nach dem Verkauf 1903 umgebaut, Nr. 8 ab 1900 durch einen Neubau ersetzt: Es „kam ein extremer Stilkontrast zustande“. (Quelle: hhw.)
Foto 24: Die Villa Georgenstraße 10 („Bissing-Palais“), erbaut 1882 für den Ägyptologen und Kunstsammler Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873–1956), erfuhr 1903 einen Umbau nach Aspekten des Reformstils. „Der Baukörper … blieb in seiner Grundform erhalten, wurde aber sämtlicher historisierender Gliederungen entkleidet … kombiniert mit neuklassizistischer Dekorationsmalerei.“ Hier verwahrte von Bissing seine Sammlungen, die er später dem bayrischen Staat stiftete. 1976–1979 wurde das „stilgeschichtlich bedeutende Baudenkmal“ originalgetreu restauriert und die Fassadenmalerei wiederhergestellt. (Quelle: hhw.) – Foto 25: Die Villa Georgenstraße 8 ist – formell beschrieben – eine „malerische, reich gegliederte zweigeschossige Neubarockvilla mit Kuppeln und Loggia …“. Errichtet wurde sie 1882 von Architekt Josef Hölzle, der auch der Bauherr war, und ab 1900 von ihm selbst umgebaut, was einem Neubau gleichkam. „Die äußere Gestaltung … mit Bauplastik ist durch eine selbst für die Zeit des späten Historismus ungewöhnliche, gedrängte Detailfülle und Häufung von Repräsentations-Elementen gekennzeichnet, stilistisch zwar neubarock, aber in dieser manieriert-disharmonischen Unruhe ohne Vorbild in der [Neo-]Barock-Architektur“. (Quelle: hhw.) Anders ausgedrückt: „Nr. 8 … fällt durch seinen historisierenden, teilweise völlig unfunktionalen Protz auf: Kräftige Säulen ragen nach oben, ohne irgendwas tragen zu müssen.“ (Quelle: bwe.)

Quellen
bhr = Bankhaus Reuschel & Co. (Hrsg.): Ein Haus in Schwabing – Friedrichstraße 18. München, 1990, 2. Auflage 2000. Sonderpublikation, nicht im Buchhandel erhältlich.
bld = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste. https://www.blfd.bayern.de/, Pfad: Denkmäler recherchieren, Denkmallisten zum Download, Oberbayern, München (Stadt). Belege unter dem jeweiligen Straßennamen mit Hausnummer.
bnw = https://www.baunetzwissen.de/beton/objekte/sonderbauten/umspannwerk-schwabing-in-muenchen-5336530, aufgesucht am 1. Oktober 2021.
bwe = Benedikt Weyerer: München zu Fuß. 20 Stadtteil-Rundgänge durch Geschichte und Gegenwart. VSA-Verlag, Hamburg 1988, Seite 235.
cho = Curt Hohoff: München. Prestel Verlag, München 1970, 3. Auflage 1979, Seite 252.
hhw = Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Mitte. Die Bezirke Altstadt und Lehel, Maxvorstadt sowie der Englische Garten. 3 Bände, Reihe Denkmäler in Bayern, herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Karl-M.-Lipp-Verlag, München 2009. Belege unter dem jeweiligen Straßennamen mit Hausnummer.
hjp = Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge bis in die sechziger Jahre. EOS Verlag, St. Ottilien 1997, Seite 228.
kgp 1 = Kulturgeschichtspfad: file:///C:/Users/khsch/AppData/Local/Temp/KulturGeschichtsPfad-4-Schwabing-West.pdf, Seite 35 f.
kgp 2 = Kulturgeschichtspfad: file:///C:/Users/khsch/AppData/Local/Temp/KulturGeschichtsPfad-4-Schwabing-West.pdf, Seite 41 f.
lhm 1 = Landeshauptstadt München: www.muenchen.de, Pfad: Stadtverwaltung, Kommunalreferat, Markthallen, Wir über uns, Zukunftskonzepte der Lebensmittelmärkte, aufgesucht am 27. August 2021.
lhm 2 = Landeshauptstadt München, Presse- und Informationsamt (Hrsg): Münchner Originale. Bauten und Orte. 3. Auflage, München 2012, ohne Paginierung (Nr. 53).
rba 1 = Richard Bauer: Weshalb heißt der Stachus Karlsplatz? Zur Entwicklung der Münchner Straßennamen. In: Münchens Straßennamen. Verlag J. Berg, München 1983, Seite 8.
rba 2 = Richard Bauer (Hrsg.): Stadt und Vorstadt. Münchner Architekturen, Situationen und Szenen 1895 bis 1935, fotografiert von Georg Pettendorfer. Der Norden und Nordwesten. Heinrich-Hugendubel-Verlag, München 1990, Seite 153: Palais Leopold, 1845 errichtet, 1873 erweitert, 1935 abgerissen.
sam = https://stadtarchiv.muenchen.de, Volltextsuche: Trump, aufgesucht am 6. Oktober 2021.
skm = Stadtsparkasse München: www.am-elisabethplatz.de/, aufgesucht am 27. August 2021.
sts = Stephanie Schmidt: Geistesblitze unterm Dach. Münchner Immobilien mit Geschichte: Die Römerstraße 16. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 167, 22. Juli 2005, Seite V2/2.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im August 2021.
© 2021 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen V: Wache 5 Ramersdorf
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen V: Wache 5 Ramersdorf
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Die ins Luftbild unten einkopierten Zahlen entsprechen der Numerierung der danach folgenden Fotos.

Vergleicht man die Situation im Luftbild von 1978 mit derjenigen von heute (Frühjahr 2022), so wird man feststellen, daß zentrale Bild-Elemente gar nicht mehr existieren: Das mehrflügelige Feuerwehr-Gebäude sowie der Sportplatz bestehen nicht mehr, das Gelände in der linken oberen Bild-Ecke befindet sich mindestens seit 1996 in ständiger Veränderung, und sogar die langgestreckte Baustelle am unteren Bildrand ist inzwischen verschwunden. Insofern ist das Luftbild tatsächlich als historisch zu bezeichnen. Darauf zu sehen ist also in der Bildmitte die damalige Feuerwache an der Anzinger Straße 41. Sie wurde in 3 Bau-Abschnitten fertiggestellt: Ende 1951 zunächst der Fahrzeughallen-Trakt (5 Hallentore; einige Fahrzeuge stehen davor) mit dem Kopfbau, Anfang 1953 der Anbau links (westlich) davon mit Werkstätten (bis 1975 Hauptwerkstätte des „Kraftfahrzeugwesens“) und Lager und 1959 der Erweiterungs-Trakt mit Fahrzeughalle an der Aschheimer Straße. (Quelle: hjp 1, S. 156.) Der Sportplatz schließlich, der auch als Landeplatz für Hubschrauber diente, rundete das Ensemble der Ramersdorfer Wache ab. Am oberen Bildrand (etwas angeschnitten) ist die Pfarrkirchen St. Pius (Foto 4) zu erkennen, am rechten Bildrand Teilbereiche des Piusplatzes und der Neuramersdorf genannten Gewofag-Siedlung (Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG), die sich bis zur Bad Schachener Straße erstreckt (Foto 6 bis 8), und unten links der Wohnblock an der Anzinger Straße mit den Hausnummern 30 (links) bis 42 (Foto 9). Bei der Baustelle handelte es sich um Tiefbau-Arbeiten an der U-Bahn-Linie 5 für den U-Bahnhof Innsbrucker Ring, der 1980 eröffnet wurde. Links (westlich) neben dem damaligen Feuerwachen-Anbau von 1953 befindet sich auch heute noch ein Kindergarten (zu erkennen am seinerzeit roten Vorplatz). Und daß auf dem Areal nordwestlich von Kindergarten und Feuerwache etwa zwanzig Jahre nach dem Datum der Luftaufnahme die Post abgehen würde, und zwar sowas von, konnte sich 1978 kaum jemand vorstellen (also im Areal links oben in der Bild-Ecke und darüber hinaus): Kunstpark Ost! (Foto 10 bis 15.) Seit etwa 2017 verändert sich das Gelände grundlegend: Ein neues Stadtquartier entsteht, für das sich der Name Werksviertel etabliert hat (Foto 16 bis 19).
.1 a……1 b.
Die Ramersdorfer Feuerwache bot Platz auch für einige besondere Gerätschaften; hier 4 Beispiele.
Foto 1 a: Groß-Rettungswagen (GRTW), Klöckner- Humboldt-Deutz Magirus 150 S 10, Baujahr  1965, 33 Sitzplätze oder 10 belegte Krankentragen und 13 Sitzplätze, Kennzeichen M–2164. (Quelle: hjp 2, S. 76 f.) Foto von 1981. – Foto 1 b: Gerätewagen Wasserrettung für den Rettungs- und Hilfeleistungs-Einsatz am und auf dem Wasser, Daimler-Benz L 613 D 41 B, Baujahr 1985. (Quelle: hjp 2, S 127 f.) Foto aus dem Jahr 1995.
.1 c.…..1 d.
Foto 1 c: Die „Rettungszelle“, ein Absetz-Behälter „zum Patienten-Transport samt Bett … Dabei handelt es sich in der Regel um poli-traumatisierte Patienten mit Anbindung an spezielle medizinische Geräte …“ (Quelle: hjp 2, S. 81). Die „Rettungszelle“ wurde inzwischen ausgemustert. Foto von 1984. – Foto 1 d: Die Ramersdorfer Wache war auch mit einem 8 Meter tiefen Lehr- und Übungs-Wasserbecken für die Tauchergruppe ausgestattet. Vorhanden war auch ein Tauch-Container, mit dem Tauch-Vorführungen zum Beispiel am Tag der offenen Tür immer wieder starkes Aufsehen erregten. Fotografiert im Jahr 2013.
.2 a……2 b.
Foto 2 a: Mit dieser Baustelle kündigen sich im Jahr 2017 auf dem Gelände der Ramersdorfer Wache gravierende Veränderungen an. Die Baustelle nimmt fast vollständig das Gelände des Sportplatzes ein; errichtet wurde dort bis Ende 2020 der erste Abschnitt für den Neubau der Feuerwache und des Katastrophenschutz-Zentrums. In der Bild-Ecke rechts oben ist die „alte“ Feuerwache noch zu sehen, die nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts abgetragen wurde. Das Foto wurde von der Bauleiterin aus der Krankabine aufgenommen; die Wiedergabe hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Anton Schick GmbH, Bad Kissingen. – Foto 2 b: Die neue Fahrzeughalle kurz vor der Fertigstellung.
.2 c……2 d.
Foto 2 c und Foto 2 d: Der Neubau ist fast bezugsfertig.
.2 e……2 f.
Foto 2 e und Foto 2 f: Mannschaft und Fahrzeuge sind inzwischen von der „alten“ Feuerwache (Anzinger Straße 41) in das neue Gebäude umgezogen (Ascheimer Straße 30) und zwar am 2. Februar 2021. Weit war der Umzugsweg nicht, denn ganz links in Foto 2 f ist die „alte“ Wache noch zu sehen. Die Fotos 2 b, 2 c, 2 d und 2 f wurden uns freundlicherweise von der Pressestelle der Berufsfeuerwehr München für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt.
.3 a……3 b.
Foto 3 a: Kaum war der Umzug erledigt, begannen auf dem Gelände der „alten“ Feuerwache auch schon die Demontage-Arbeiten; hier zum Beispiel waren leitende Mitarbeiter des Feuerwehr-Museums Bayern (Waldkraiburg) mit der Sicherung künftiger Exponate beschäftigt. Das Relief über der Eingangstür im Hintergrund wurde ebenfalls ins Museum überstellt. – Foto 3 b: Noch ein letzter Blick in den Speisesaal der „alten“ Feuerwache.
.3 c……3 d.
Foto 3 c: Mittlerweile ist von der altehrwürdigen Feuerwache aus den Jahren 1951 bis 1959 nichts mehr zu sehen, stattdessen eine Baustelle. Foto-Standpunkt ist an der Anzinger Straße etwa auf Höhe des Kindergartens. Im Hintergrund links der Wachen-Neubau (erster Bau-Abschnitt), im Hintergrund rechts die Mietshaus-Bebauung an der Aschheimer Straße (siehe auch Foto 8). – Foto 3 d: Die Bautafel zum Bau-Vorhaben. Nach Fertigstellung des zweiten Bau-Abschnitts (Foto 3 c) wird der Löschzug wieder hierher in die Anzinger Straße 41 an seinen früheren Standort zurückkehren, so daß im ersten Bau-Abschnitt (Foto 2 a bis 2 f) Sonder-Fahrzeuge und das Katastrophenschutz-Zentrum Platz finden.
Hier folgen jetzt Anregungen zu Spaziergängen in der unmittelbaren Umgebung der Ramersdorfer Wache: Zum einen gibt es interessante Beispiele des sozialen und des genossenschaftlichen Wohnungsbaus zu sehen (Fotos 6 bis 9 und 20 bis 23) und zum anderen die Verwandlung (Trendwort heute: Umnutzung) eines Fabrik-Areal zunächst in eine Party-Meile und derzeit in ein neues Stadtquartier; die Veränderungen dort sind noch (!) greifbar (Foto 10 bis 19).
.4.…..5.
Foto 4: Auf manchen Fotos der Ramersdorfer Wache ist sie im Hintergrund zu sehen, die katholische Pfarrkirche St. Pius in der nach ihr benannten Straße (Nr. 7). Entstanden ist sie 1932 im Zusammenhang mit dem Siedlungsprojekt Neuramersdorf (siehe Foto 6 bis 9). Es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit monumentalem breiten Turm. (Quelle: lhm 1, S. 94.) – Foto 5: Wie so manches heute: ohne Netzanschluß. Zu Zeiten des Pfanni-Werks gab es einen Gleisanschluß ans Eisenbahnnetz, der schon längst stillgelegt ist. Die Werksgleise wurden bis nahe an die Aschheimer Straße geführt; weitere Fragmente finden sich heute noch an anderen Stellen im Gelände. In Foto 5 links die Ludwig-Jung-Straße, 2016 benannt nach Ludwig Jung (1835–1906), u. a. Gründer des bayerischen Feuerwehrverbands, und die neue Feuerwache, im Foto rechts St. Pius und im Hintergrund das Werksviertel.
.6……7.
Foto 6 bis Foto 9: Um dem Mangel an Wohnungen zu sozialverträglichen (heute sagt man: bezahlbaren) Mieten zu begegnen, ließ die Stadt unter anderem in der Umgebung des Piusplatzes und der Melusinenstraße durch die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG (Gewofag) zwischen 1928 und 1931 eine Großsiedlung errichten, die Neuramersdorf genannt wurde (obwohl im Bezirk Berg am Laim gelegen). Zwischen 1936 und 1940 kamen am Piusplatz weitere Wohnblocks hinzu.
Foto 6: Der Piusplatz, benannt nach? Genau! (Siehe Foto 4.). Im Jahr 2012 erhielt die Gewofag für die innovative Entwicklung des Quartiers am Piusplatz den Bundespreis Stadt bauen – Stadt leben. (Quelle: lhm 1, S. 89 f.) – Foto 7: Ödkarspitzstraße 19 in der Siedlung Neuramersdorf.
.8……9.
Foto 8: Die Block-Randbebauungen an der Aschheimer Straße (links) und der Bad Schachener Straße (rechts) bilden die westliche und die südliche Einfassung der Siedlung Neuramersdorf. – Foto 9: Anzinger Straße 42. Nahezu unverändert im Vergleich zum Luftbild von 1978 zeigt sich heute der Mietshausblock an der Anzinger Straße. Rechts im Foto das Eckhaus Melusinenstraße 2, an das sich links die Häuser Anzinger Straße 42 und folgende anschließen.
.10……11.
Foto 10 bis Foto 19: Was innerhalb des Luftbilds wie ein Gewerbe-Gebiet aussieht (links oben im Luftbild, also nordwestlich der Feuerwache), das war es auch lange Zeit. Die Historie geht zurück bis in die 1920er Jahre, als sich auf dem Areal südöstlich des Ostbahnhofs Betriebe ansiedelten, darunter 1929 die Dynamit AG (existierte bis 1950), 1935 die Optimol Ölwerke (bis 1992), 1950 Zündapp (bis 1984) und 1948 vor allem die Pfanni-Werke. Und als letztere 1996 hier die Produktion aufgaben, kam Wolfgang Nöth (Foto 13), der dem ehemaligen Pfanni-Gelände eine neue Bestimmung gab: Es entstand der Kunstpark Ost (KPO). Von damals an gab’s dort bis zum Jahr 2003 „Karaoke statt Kartoffeln, Party statt Pfanni“. (Quelle: SZ 1.) Danach bestanden auf dem Gelände nebeneinander noch die Kultfabrik (bis 2016) und die Optimol-Werke (bis 2018). Um das Jahr 2017 kam dann für das Gelände die Bezeichnung Werksviertel (Fotos 16–19) auf, unter der „auf 39,5 Hektar ein urbanes Stadtquartier mit 1 150 Wohnungen“ entstehen soll: „Industrielle Elemente bleiben erhalten und sorgen für Charakter.“ (Quelle: lhm 2.) Solche „industriellen Elemente“ kann man heute (Frühjahr 2022) tatsächlich noch finden und auch Relikte aus der KPO-Zeit mit ihrem damals unverwechselbaren Charakter. Ansonsten wird das Gelände derzeit „weiterentwickelt“ wie es im Wortschatz der Stadtplaner heißt.
Foto 10: Blick in westlicher Richtung über das Gelände. Im mittleren Bereich des Fotos die Werkstatt Piusstraße 20, dahinter das ehemalige Verwaltungsgebäude von Zündapp, rechts davon das ehemalige Pfanni-Kraftwerk und der dazugehörende Kamin, im Hintergrund links die sogenannte Medienbrücke (der Media Works an der Rosenheimer Straße; siehe Foto 19), in der Bildmitte Werk 4 (Hotel und Hostel), der ehemalige Silo-Bau der Pfanni-Werke, dahinter das Riesenrad. Mit 78 Metern Höhe gilt es als das höchste transportable Riesenrad der Welt; es steht vorübergehend dort, wo das Konzerthaus gebaut werden soll (soll!). (Quelle: wvm 1.) Die Situation heute auf dem Pfanni-Kunstpark-Werksviertel-Gelände hat Laura Kaufmann in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung treffend wiedergegeben: „Auf dem Werksviertel wird abgerissen und hochgezogen … Farbige Trümmer am Wegesrand zeugen von gewesener Street-Art … Wie ein Niemalsland mit weiten Kiesflächen, wo einst Diskotheken standen, und [mit] glänzenden Neubauten zwischen halb abgerissenen Gebäuden … ein Ort wie aus einer Kunstinstallation; es würde nicht weiter verwundern, wenn die Schauspielerin Tilda Swinton vorbeimarschierte und ein Manifesto vor sich hinmurmelte.“ (Quelle: SZ 2.) – Foto 11: „Ab in die Produktion“ hat man vielleicht damals bei Pfanni den Kartoffeln zugerufen, die über diese trichter-artigen Rutschen ihren Weg zur Weiterverarbeitung fanden. Einst verbanden diese Kartoffelrutschen – natürlich senkrecht montiert – die einzelnen Produktions-Etappen im Pfanni-Werk. Jetzt rosten sie auf dem Gelände liegend vor sich hin, und vielleicht werden sie ja zu Exponaten im Kartoffelmuseum geadelt, das eines Tages wieder eröffnet werden soll. Stichwort Pfanni: Zwischen 1949 und 1996 wurden hier Halbfertig-Produkte und Fertiggerichte vorwiegend aus Kartoffeln hergestellt. „Es war einmal Europas größte Knödelküche. […] In Spitzenzeiten waren dort bis zu eintausend Mitarbeiter beschäftigt.“ Dennoch mußte das Unternehmen 1993 verkauft werden; 1996 wurden hier die letzten Maschinen abgeschaltet. (Quelle: SZ 3.)
.12……13.
Foto 12: Von vielen schmerzlich vermißt: der Flohmarkt in der sogenannten Zündapp-Halle auf dem Gelände des KPO. Die Zündapp-Werke produzierten dort, nicht was der Bevölkerungsanteil der Smartphone-user vielleicht denken mag, sondern Bootsmotoren, Nähmaschinen, Rasenmäher und Kleinkrafträder (Zündapp = ursprünglich Zünder-Apparatebau-Gesellschaft m.b.H.). Das war zwischen 1950 und 1984, dem Jahr des Konkurses, des Verkaufs für 16 Millionen Deutsche Mark und des Abtransports der Produktionsanlagen nach China (Quelle: bwe). Verwendung für die Halle hatten danach die Pfanni-Werke, bis auch diese 1996 die Produktion einstellten. Ihre wirkliche Blütezeit erlebte die Halle während der Zeit des Kunstparks Ost, als darin die phänomenalen Hallen-Flohmärkte stattfanden. In der alphanumerischen Terminologie des neuen Viertels wird sie nunmehr als Werk 9 geführt. Und angesichts der Graffiti an ihren Wänden braucht’s dann doch etwas Phantasie, um sich die Vielfalt und Vielzahl der Streetart-Werke vorzustellen, die einmal dem KPO sein künstlerisches Gepräge gaben. – Foto 13: Wolfgang Nöth (1943–2021), Initiator des Kunstpark Ost, Graffito auf dem ehemaligen Kunstpark-Ost-Gelände. Zusammen mit Partnern pachtete er 1996 das leerstehende Pfanni-Gelände. Unter seiner Regie entfaltete sich dort „das größte zusammenhängende Partyareal Europas“ (Quelle: mwi 1) mit Discos, Clubs, Lokalen, Ateliers, Konzerthallen, Werkstätten, Büros, Antik- und Flohmärkten, dazu Pommesbuden und Dönerstände sowie mit allem weiteren, was man so braucht, um am Abend nicht vor dem Morgen schon nach Hause gehen zu müssen. Wolfgang Nöth wirkte prägend für die gesamte Club-Hallen-Kultur der Bundesrepublik. Und einen Bezug zur Feuerwehr hat er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung selbst hergestellt: „Aber ohne die Verwaltung und ohne die Feuerwehr hätten wir das nie geschafft. Die Stadtbaurätin … hat sich sehr eingesetzt, auch die Branddirektion“ (Quelle: SZ 4).
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Foto 14 und 15: Thema Kunstpark Ost: Short Review. Als einer der ersten Clubs wurde im September 1996 das Utraschall eröffnet; es kamen hinzu, um nur einige zu nennen: Babylon, Bongo Bar, Kalinka, Milchbar oder Nachtkantine, alles Namen, die heute noch einen Klang haben. Zu seinen besten Zeiten gab es auf dem etwa 8 Hektar großen KPO-Gelände mehr als dreißig Clubs und Discos. Im Jahr 2003 wurde das Areal verkleinert und bestand als Kultfabrik (bis 2016) respektive als Optimol-Werke (bis 2018) weiter. Auch wenn der KPO nur sechseinhalb Jahre existierte: Mit seiner Auflösung ging eine Ära zu Ende.
Foto 14: Das KW – Das Heizkraftwerk heute, März 2022, von Oktober 1996 bis Januar 2003 einer der angesagtesten Techno-Clubs nicht nur in München, bekannt geworden durch die Auftritte internationaler DJ-Cracks und Bands. Ursprünglich die ehemalige Kesselhalle des Pfanni-Heizkraftwerks. Heute eine Halle für Trendsportarten. An der Fassade ein Mural von Os Gemeos, dem brasilianischen Streetart-Künstlerduo, und Loomit. – Foto 15: Früher war hier mehr Goa. Der Natraj Temple heute, März 2022, von Oktober 1996 bis 2008 (dann schon umgezogen auf das benachbarte Gelände der Kultfabrik) ein Goa- und Techno-Club. „Der auf Psytrance spezialisierte Club … erreichte unter anderem durch seine psychedelische Einrichtung große Bekanntheit. Er war ein internationales Zentrum der Goa-Szene und auch außerhalb der Szene europaweit bekannt.“ (Quelle: mwi 2.)
.16……17.
Foto 16 bis Foto 19: Das sogenannte Werksviertel. Auf dem ehemaligen Gelände des Pfanni-Werks und späteren Kunstparks ist „ein urbanes Stadtquartier“ im Entstehen (Bebauungsplan von 2018), in dem „einmal 2630 Menschen leben und 12 600 arbeiten“ sollen. Bestehende Gebäude „sollen umgebaut, erweitert und durch neue Nutzungen … ergänzt werden“ (Quelle: lhm 2).
Foto 16: Ehemals erstes Pfanni-Verwaltungsgebäude, dann erweitert um Anbauten für Kartoffel-Fertiggerichte und Labors beherbergt das Werk 1 heute unter anderem Büroräume für Start-up-Unternehmen, Großraum-Büros für Freiberufler und Freiberuflerinnen, also sogenannte Coworking Areas, und ein Café. (Quelle: wvm 2.) Ergänzung Januar 2024: „Zu den denkmalgeschützten Gebäuden zählt neuerdings auch das Werk 1 im Münchner Werksviertel. … Das sechsgeschossige Scheibenhochhaus auf dem Gelände am Ostbahnhof sei ein Zeugnis der Industrie- und Wirtschaftsgeschichte Bayerns, sagt Generalkonservator Mathias Pfeil. Erhaltenswert sei zudem ‚die Architektur der 50er-Jahre, die hier auch noch superschön ablesbar ist.‘ … Das Gebäude wurde von Architekt Wolfgang Klemm zwischen 1956 und 1958 entworfen. Das Werk 1 war eines der ersten Projekte des teilweise noch im Bau befindlichen Werksviertels.“ (Quelle: br.) – Foto 17: In diesem Gebäude (100 Meter lang, 30 Meter tief, 22 Meter hoch) befanden sich ursprünglich auf mehrere Stockwerke verteilt Pfanni-Betriebsstätten für Produktion und Verpackung. In neuester Zeit wurde das Gebäude, jetzt Werk 3, unter anderem um 3 Etagen aufgestockt, im Westen wurde es um 20 Meter verlängert, im Erdgeschoß eine Passage eingerichtet – alles unter der Leitlinie, den Charakter des Gebäudes zu bewahren. Lohn der Bemühungen war die Auszeichnung der Bayerischen Architektenkammer mit dem Preis für Bauen im Bestand 2021. (Quelle: bak.)
.18……19.
Foto 18: Werk 12 ist ein Neubau von 2019, der sofort durch sein ausgefallenes Äußeres ins Auge fällt, vor allem durch einige Stöhn-Laute wie man sie aus Comic-Sprechblasen kennt (Aahhh, Puh, Oh u. a.), die als 5 Meter hohe Versalien sichtbar gemacht wurden, gedacht als (Zitat:) „eine Hommage an die Graffiti-Kultur“. Weitere Besonderheiten: die umlaufenden Terrassen und außenliegenden Treppen. Im Inneren: Restaurants und Bars (Erdgeschoß), Büroflächen (oberstes Stockwerk), dazwischen dreistöckiges Fitness-Center mit Schwimmbad. Das Deutsche Architektur-Museum verlieh dem Gebäude den DAM-Preis 2021 für Architektur in Deutschland. (Quelle: dam.) – Foto 19: Am südwestlichen Rand des Werksviertels: Baustelle für weitere Bürogebäude und links für Werk 7 und Werk 13. Im Hintergrund die 90 Meter lange sogenannte Medienbrücke von 2012. Sie ruht links auf einem massiven Doppelpfeiler und rechts, genau hinter dem Baukran, auf einem von 4 ehemaligen Hochbunkern. Die Medienbrücke ist integrierter Bestandteil der Mediaworks, die sich im Gewerbekomplex an der Rosenheimer Straße 145 und Anzinger Straße 1–13 angesiedelt haben. Der Komplex entstand zwischen 1939 und 1941 für Rüstungsbetriebe (unter anderen Dynamit AG): daher auch die 4 Hochbunker, die heute noch stehen; der Klotz rechts im Foto ist ein weiterer davon, und im Hintergrund unter der Medienbrücke noch einer, heute Volkssternwarte. (Quelle: lhm 1, S. 84–88.)
.20.…..21.
Foto 20 bis Foto 23: Lohnenswerte Abstecher zu Wohnanlagen, die etwas außerhalb des Luftbilds liegen.
Foto 20: Interessante Ecke in der Trostberger Straße: Ein Halb-Rund-Bau im Dreieck zwischen Anzinger Straße, Melusinenstraße und Rosenheimer Straße nördlich des Karl-Preis-Platzes. – Foto 21: Südlich des Karl-Preis-Platzes entstand 1950 im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht die heute immer noch als „Ami-Siedlung“ bekannte Wohnanlage mit 475 Wohnungen; Bauträger war die Gewofag. Bemerkenswert ist die – im Unterschied zu anderen Gewofag-Siedlungen – weiträumige Anordnung der Wohnblöcke. Die Amerikaner verließen 1964 die Wohnungen, die nun anderweitig vermietet wurden. Im Foto Blick auf die Wohnblocks an der Triester Straße. (Quelle: lhm 3.) Nachtrag im August 2022: „Dieses Wohngebiet im Süden von Ramersdorf ist in die Jahre gekommen und soll nun modernisiert werden. Aus der heutigen Gewofag-Siedlung Ramersdorf Süd soll ein klimaneutrales Vorzeigeviertel werden, das es so bislang in München noch nicht gibt.“ (Quelle: SZ 5)
.22……23.
Foto 22 und 23: Wohnanlage am Loehleplatz im Viereck zwischen Wollanistraße (im Norden), Führichstraße (im O), Maria-Lehner-Straße (im S) und Rosenheimer Straße (im W).
Foto 22: „Die Wohnanlage am Loehleplatz, zwischen 1907 und 1926 errichtet sowie 1936 bis 1938 erweitert, stellt ein bemerkenswertes Beispiel des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in München dar.“ Die Bau-Ausführung geht konform mit der Staffelbauordnung; dementsprechend ist die Randbebauung wie hier in Foto 22 an der Rosenheimer Straße viergeschossig und „die inneren Bauten … von drei- zu zweigeschossigen Mehrfamilienhäusern herabgestaffelt“. (Quelle: bld.) – Foto 23: Blick in die Weiskopfstraße, wo „schließlich eingeschossige Reihenhauszeilen zu finden“ sind. (Quelle: bld.) Im Hintergrund rechts der Turm der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Maria Ramersdorf.
(Beitrag abgeschlossen im April 2022.)

Quellen
bak = Bayerische Architektenkammer: Preis Bauen im Bestand, www.byak.de/aktuelles/newsdetail/preis-bauen-im-bestand-2021-3.html, aufgerufen am 3. April 2022.
bld = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste. https://www.blfd.bayern.de/, Pfad: Denkmäler recherchieren, Denkmallisten zum Download, Oberbayern, München (Stadt); Wohnanlage am Loehleplatz unter Signatur E-1-62-000-30.
br = Tobias Dirr: Bayerische Denkmalliste: Das sind die Neuzugänge. BR 24, 3. Januar 2024. https://www.br.de/nachrichten/kultur/bayerische-denkmalliste-das-sind-die-neuzugaenge,U0ChjQM, aufgerufen am 11. Januar 2024.
bwe = Benedikt Weyerer: München zu Fuß. 20 Stadtteil-Rundgänge durch Geschichte und Gegenwart. VSA-Verlag, Hamburg 1988, Seite 188.
dam = Deutsches Architektur-Museum: Preisträger, https://www.dam-preis.de/de/92/dam-preis-2021/preistraeger/, aufgerufen am 17. April 2022.
hjp 1 = Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge bis in die sechziger Jahre. EOS Verlag, St. Ottilien 1997.
hjp 2 =Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge. Band 2: Von den 60er Jahren bis heute. Arcos Verlag, Landshut 1998.
lhm 1 = Landeshauptstadt München (Hrsg.): Kulturgeschichtspfad 14 Berg am Laim, 2. aktualisierte Auflage, München 2019.
lhm 2 = Landeshauptstadt München: https://stadt.muenchen.de/infos/werksviertel-muenchen.html, aufgerufen am 6. Februar 2022.
lhm 3 = Landeshauptstadt München (Hrsg.): Kulturgeschichtspfad 16, Ramersdorf, Perlach, 2. Auflage, München 2009, Seite 26 (online): https://stadt.muenchen.de/service/info/ramersdorf-perlach/10314018/, aufgerufen am 15. April 2022.
mwi 1 = München-Wiki: Wolfgang Nöth, www.muenchenwiki.de/wiki/Wolfgang_N%C3%B6th, aufgerufen am 15. April 2022.
mwi 2 = München-Wiki: Natraj Temple, www.muenchenwiki.de/wiki/Natraj_Temple, aufgerufen am 15. April 2022.
SZ 1 = Michael Bremmer und Philipp Crone: Kunstpark Ost: Ende auf dem Gelände. In: Süddeutsche Zeitung online, 8. Oktober 2015, www.sueddeutsche.de/muenchen/kunstpark-ost-ende-auf-dem-gelaende-1.2683559, aufgerufen am 12. März 2022.
SZ 2 = Laura Kaufmann: Eine Reise ins Niemalsland, aus der SZ-Serie Streifzüge durch die Stadt. In: Süddeutsche Zeitung online, 1. November 2020, www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-werksviertel-spaziergang-street-art-kunst-1.5109672, aufgerufen am 8. Februar 2022.
SZ 3 = Günther Knoll: Ehemaliges Pfanni-Gelände am Ostbahnhof: Der Knödel ist gegessen. In: Süddeutsche Zeitung online, 31. August 2015, www.sueddeutsche.de/muenchen/ehemaliges-pfanni-gelaende-am-ostbahnhof-der-knoedel-ist-gegessen-1.2627247, aufgerufen am 12. März 2022.
SZ 4 = Der Kampf geht weiter – Hallenbetreiber Wolfgang Nöth und Tochter Laila über Lebenswertes und weniger Liebenswertes an der Stadt. Interview von Franz Kotteder. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 151, 4. Juli 2015, Seite R 10.
SZ 5 = Lea Kramer: Nachhaltiger Städtebau in Ramersdorf: Von der Nachkriegssiedlung zum grünen Vorzeigeviertel. In: Süddeutsche Zeitung online, 18. August 2022, www.sueddeutsche.de/muenchen/ramersdorf-sued-gewofag-klimaschutz-modernisierung-1.5640618, aufgerufen am 18. August 2022.
wvm 1 = Werksviertel-Vermietungs-GmbH: Umadum. Das Münchner Riesenrad, https://werksviertel-mitte.de/umadum-das-riesenrad-in-muenchen/, aufgerufen am 22. April 2022.
wvm 2 = Werksviertel-Vermietungs-GmbH: Werk 1, https://werksviertel-mitte.de/construction/werk1/, aufgerufen am 17. April 2022.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im April 2022 (mit einer Ergänzung zu Foto 16 im Januar 2024).
© 2022 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VI: Wache 6 Pasing
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VI: Wache 6 Pasing
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort. – Die ins folgende Luftbild einkopierten Zahlen entsprechen der Numerierung der danach folgenden Fotos.
Das Luftbild der Feuerwache 6 Pasing entstand am 18. März 1978, als schon vorab Wachbetrieb stattfand, obwohl noch nicht alle Gebäudeteile bezugsfertig waren. Die offizielle Übergabe erfolgte erst ein gutes Jahr später, nämlich am 6. Juli 1979 (Quelle: hjp 2, Seite 104). Die Feier fand, wie sich ein ehemaliger BFler erinnert, im zwischenzeitlich fertiggestellten „Sondergerätelager“ statt, das im Luftbild noch als nach oben offenes Gebäude zu sehen ist. Der Baugrund links des entstehenden Sondergerätelagers ist für den Bau von Dienstwohnungen vorgesehen (Zugang dann von der Lipperheidestraße aus). Als Standort für die neue Wache wurde ein bis dahin unbebautes Grundstück in Obermenzing gewählt, auch um die Autobahn A 8 und deren Einzugsgebiet besser versorgen zu können. Auf dem Areal befinden sich neben dem Wachgebäude auch Werkstätten und das Sondergerätelager, wo eine Vielzahl an Hilfsmitteln für den Großschadensfall bereitgehalten wird, zum Teil auf Paletten und Abrollbehältern (daher einfach auch „Containerhalle“ genannt; siehe Foto 3). Dem breitgefächerten Einsatzspektrum entsprechend, sind auf der Feuerwache 6 auch etliche Sonderfahrzeuge stationiert (siehe die Fotos 5 bis 8). Die Pasinger Feuerwache beherbergt außerdem die Berufsfachschule für Notfallsanitäter der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr München. – Für das Luftbild präsentieren sich vor dem Wachgebäude an der Bassermannstraße 20 von rechts nach links vermutlich (abgeglichen mit der Fahrzeugliste von 1978): einer der ELW – RTW, M-14206, Ford von 1973 – TroTLF, M-187, Magirus Frontlenker 1977 – DL 30, M-2145, Magirus Rundhauber 1963 – LF 16, M-1436, Magirus Frontlenker 1976 – RW 3 St, M-2142, Magirus Eckhauber 1967 – ZB 6/24, M-14246, Magirus Eckhauber 1974 – Klaf, M-2136, Ford 1976.
.1……2.
Foto 1: 3 Fahrzeuge der Feuerwache 6 fotografiert im Jahr 2022; von rechts nach links: ELW, M-F 1017, MB Vito, Baujahr 2014 – RTW, M-F 1293 – DLA(K) 23-12 GL n. B., M-F 1391, Iveco, Magirus, Baujahr 2016 (Quelle: hjp 3, Seite 141, Seite 36). – Foto 2: Einfahrt zum Übungshof; im Hintergrund das Sondergerätelager.
.3.…..4.
Foto 3: Blick in das Sondergerätelager. – Foto 4: Vorgarten an der Ecke zur Lipperheidestraße.
.5……6.
Foto 5: Im Übungshof am Tag der offenen Tür im Jahr 2015. Vorn: WLF, M-F 1088, MAN TGM, Baujahr 2008 – links: GW Großlüfter, M-2092, MB Atego, Baujahr 2002 – rechts: TLF 20-40 SL, M-F 1110, MAN TGS, Baujahr 2008 (Quelle: hjp 3, Seite 97, 66, 18). – Foto 6: WLF, M-F 1072, MB Antos, Baujahr 2019; Abrollboden Schaummittel alkoholbeständig (fluorfrei). (Quelle: hjp 3, Seite 110 ff.).
.7.…..8.
Foto 7: Kranwagen 219/8, M-2044, Liebherr, Baujahr 1998 und seitdem an der Feuerwache 6 stationiert; 219/8 steht für ca. 22 Tonnen Traglast bei 8 Meter Ausladung (Quelle: hjp 2, Seite 207 ff., hjp 3, Seite 58 ff.). Ein fabelhaftes Modell dieses Kranwagens, gebaut von unserem Freund Martin, findet sich auf dessen Internet-Seite: http://modellbau.feuerwehr-unterhaching-online.de/kf1999.html. – Foto 8: Ebenfalls seit seinem Baujahr – 3 Jahre vor dem Liebherr-Kranwagen – an der Feuerwache 6 stationiert: der GW Kran, MB 1224, M-6651, Baujahr 1995. Allerdings muß bald mit seinem Ausscheiden als Begleitung für den Kranwagen gerechnet werden, denn die Ausschreibung für Abrollbehälter Kranzubehör ist bereits erfolgt. (Quelle: hjp 2, Seite 202, hjp 3, Seite 62.)
.9.10.
Foto 9 und 10: Nördlich an das Gelände der Feuerwache schließen sich heute Neubau-Gebiete an. – Foto 9: Blick in die Lipperheidestraße 18–22. – Foto 10: Neubauten an der Nanette-Bald-Straße, benannt 2018 nach der Lyrikerin und Journalistin, die unter anderem in den 1960er Jahren mit ihrem Mann die Schwabinger Katakombe (Kleinkunstbühne) leitete (Quelle: lhm).
.11….12.
Foto 11 bis 18: Ein kurzer Weg durch die Barystraße führt zu einem Rundgang durch einen Teil der Villenkolonie Neu-Pasing II, mit deren Bau 1897 begonnen wurde, 5 Jahre nach der Gründung der Villenkolonie Neu-Pasing I östlich der Würm (rechts außerhalb des Luftbilds; siehe die Fotos 21 und 22). „Die Villenkolonie Neu-Pasing II ist ein charakteristisches Beispiel für dem mittelständischen Einfamilienhausbau der Jahrhundertwende [1900], wie er sich, bedingt durch das damals neue Verkehrsmittel Eisenbahn, in einem Vorortbereich von München entwickeln konnte.“ (Quelle: dac, Seite 17.) Sie geht zurück auf die Initiative des Architekten August Exter, ging später jedoch in den Besitz der Terraingesellschaft Neu-Westend über. „Die Tatsache der Gründung einer zweiten Kolonie nach dem nur kurzen Zeitraum von 5 Jahren auf die erste hin … verweist auf das große Interesse an der Art dieser Wohneinrichtung.“ (Quelle: dac, Seite 17 f.) Die Villenkolonie Neu-Pasing II liegt im Straßen-Parallelogramm zwischen Rubensallee (im Norden), Alter Allee (Nordosten) und Marschnerstraße (Süden und Südwesten). Der folgende Foto-Rundgang führt durch den nördlichen Teil der Villenkolonie Neu-Pasing II. Quelle zu den Bildunterschriften der Fotos 11 bis 18: dac unter dem jeweiligen Straßennamen mit Hausnummer.
Foto 11 und 12: In der Rubensstraße, die 1897 angelegt wurde, und zwischen 1900 und dem Zweiten Weltkrieg eine nur lockere Bebauung erhielt. Sie ist heute stark durchsetzt mit jüngerer Bebauung. – Foto 11: Rubensstraße 12, Villa im Landhausstil, um 1900, mit holzverschaltem Giebel und Holzbalkonen; nach Plänen aus dem Büro August Exter. – Foto 12: Rubensstraße 17, Villa, unter anderem mit seitlichem Treppenturm und Erker im Erdgeschoß, erbaut 1903. Durch Restaurierung und Rekonstruierung im Jahr 1985 erhielt die Villa wieder ihr Aussehen zur Bauzeit.
.13….14.
Foto 13 und 14: In der Hofmillerstraße, 1897 angelegt, überwiegt heute die Bebauung aus neuerer Zeit. – Foto 13: Hofmillerstraße 4, Vorstadtvilla mit Turm und Fachwerk von 1900, inzwischen leicht vereinfacht. – Foto 14: Hofmillerstraße 34, Villa, 1900, mit vorgesetztem Erkerturm; dekoratives Schein-Fachwerk im Obergeschoß.
.15….16.
Foto 15, 16 und 17: Ebenfalls 1987 trassiert, wurde die Apfelallee unmittelbar anschließend vor allen auf ihrer Südseite (ungerade Hausnummern) relativ geschlossen mit kleinen Villen, vor allem im Landhausstil, bebaut. – Foto 15: Apfelallee 2, Villa im Landhausstil, um 1900, Fachwerk mit Balkonnische unter dem Giebel und seitlicher Erker. – Foto 16: Apfelalle 3, Villa, Landhausstil, 1900, verschalter Giebel, der eine Balkonnische birgt.
.17….18.
Foto 17: Apfelallee 26 a. Die Villa gehört zu den ersten Häusern der Apfelallee, erbaut um 1897/1898 nach Plänen aus dem Büro August Exter. Giebelfeld mit dekorativer Stuck-Sonnenuhr (im Foto durch Astwerk verdeckt). – Foto 18: Die Barystraße wurde zwar auch im Jahr 1897 angelegt, jedoch leicht außerhalb der Umgrenzung der Villenkolonie. Bauherr der Villa Hausnummer 3 war der Maler Franz Karl Seßig (1854–1914). „Das Haus mit den Stufengiebeln und dem schräg gestellten Erkerturm erscheint heute etwas geglättet.“
.19….20.
Foto 19 und 20: Der Weiler Pipping, knapp fünfhundert Meter südöstlich der Feuerwache – rechts außerhalb des Luftbilds – geht zurück auf das Jahr 1440; sein Umfang hat sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert und sein Kolorit konnte er bis heute erhalten. Störend allerdings wirkt die heftig befahrene Pippinger Straße zwischen Pasing und der Autobahn-Anschlußstelle der A 8. (Quelle: dac, Seite 19 f.)
Foto 19: Ehemaliger Bauernhof aus dem 18./19. Jahrhundert, an der Pippinger Straße, Hausnummer 49, früher Wessobrunner Hof (dem Kloster Wessobrunn gehörend), später Wastlbauer; einst größter Bauernhof des Weilers Pipping. – Foto 20: Pippinger Straße 49 a, katholische Kirche St. Wolfgang. Grundsteinlegung 1478 durch Herzog Sigismund, der sich meist im nahegelegenen Schloß Blutenburg (siehe Foto 24) aufhielt. Bis zum Bau der Schloßkapelle 1488 erfüllte sie höfischen Funktionen, was ihre Stattlichkeit in Bau und Ausstattung erklärt. (Quelle: dac, Seite 507.) Umgeben ist die Kirche mit einem idyllischen Friedhof.
.21….22.
Foto 21 und 22: Etwa neunhundert Meter Spazierwegs südöstlich von St. Wolfgang (Foto 20) – rechts außerhalb des Luftbilds – liegt die Villenkolonie Neu-Pasing I im unregelmäßigen Viereck zwischen Nymphenburger Kanal (im Westen und Norden), Offenbachstraße (Osten) und Bahngelände (Süden). Sie wurde 1892 vom Architekten August Exter gegründet und planmäßig angelegt mit Einfamilienhäusern im Villen- und Landhausstil mittleren Standards. Treibende Faktoren, die einander begünstigten, waren das große Interesse des Mittelstands am Wohnen im Grünen im erschwinglichen Eigenheim und die Einrichtung des Eisenbahnverkehrs als bequeme Verbindung zur Stadt, für den sich August Exter geschäftstüchtig einsetzte. 1897 waren 120 Grundstücke bebaut und keine weiteren verfügbar; deshalb kam es zur Gründung der Villenkolonie Neu-Pasing II (siehe Fotos 11 bis 18). (Quelle: dac, Seite16 f.)
Foto 21: Wensauerplatz 7. „Die Ansiedlung von Handwerks- und Geschäftsbetrieben vor allem in diesem Bereich sollte dem Quartier eine gewisse Selbständigkeit garantieren.“ (Quelle: dac, Seite 17.) Obwohl der ursprünglich Marktplatz genannte Platz (angelegt 1892) nicht in der Mitte der Siedlungskolonie liegt, waren ihm also „zentrale Funktionen zugedacht“ (Quelle: dac, Seite 670). Das Foto 21 zeigt Haus Nr. 7 und dahinter Nr. 5 auf der nördlichen Seite des Wensauerplatzes. – Foto 22: In ihrem Verlauf nach Südwest ist die August-Exter-Straße auf den Pasinger Bahnhof ausgerichtet und weist somit den Weg zur wichtigen Verkehrsanbindung der Kolonie, dem Zug. Angelegt ab 1892 und 1895 nordöstlich des Wensauerplatzes „relativ geschlossen mit historistischen Kleinvillen mittelständischen Charakters bebaut, deren Entwürfe aus dem Büro August Exter stammen“ (Quelle: dac, Seite 75), bietet sie auch heute noch ein anschauliches Bild der ursprünglichen Architektur, hier zum Beispiel auf Höhe der Hausnummer 17 (im Foto 22 rechts; darauf folgend Nr. 15).
.23….24.
Foto 23 und 24: Von Pipping aus ist es ungefähr nur 1 Kilometer zu einem reizvollen Ziel: die Würm überqueren, nach links (nordwärts) einbiegen in den Schirmerweg und gradaus weiter an der Würm entlang, an einem Kloster vorbei und dann zum Schloß Blutenburg (oben außerhalb des Luftbilds).
Foto 23: Nur etwa 250 Meter nordöstlich von Schloß Blutenburg steht das einzige russisch-orthodoxe Mönchskloster in Westeuropa (Hofbauernstraße 26). 1946 hat sich hier die Bruderschaft des hl. Hiob von Potschajew niedergelassen. Die Mönche waren auf der Flucht vor der Roten Armee in München angekommen und fanden in Obermenzing ein verlassenes Gebäude vor. In den Jahren 1938 bis 1940 war es errichtet worden als Heim der nationalsozialistischen Hitlerjugend für etwa tausend Kinder. Die Mönche bauten den Walmdachbau mit Vorhalle zur Klosterkirche um und den Nebenflügel zum Kloster – heute „ein stiller Ort der Kontemplation“. (Quelle: sz.) – Foto 24: Schloß Blutenburg in Obermenzing, Ansicht von Südosten. Die Anlage geht zurück auf Herzog Albrecht III., der hier 1438–1440 einen burgähnlichen Jagdsitz errichten ließ. Dessen Sohn Sigismund machte ihn zu seiner Residenz und veranlaßte 1488 den Bau einer Kapelle mit einer kostbaren Ausstattung. Die Außenarchitektur und im Innenraum die Altartafeln (Jan Polack), die Konsolfiguren und die Glasmalereien schließen „sich zu einem ikonographisch vielschichtigen Gesamtkunstwerk der Spätgotik zusammen“ (Quelle: dac, Seite 593). Über die Jahrhunderte erfolgten Umbauten und Erweiterungen, die Blutenburg diente als Wohnsitz für etliche Mitglieder des Hofes und des Adels und später als Sitz kirchlicher Institutionen. In den Jahren 1980 bis 1983 erfolgte eine grundlegende Sanierung der inzwischen recht mitgenommenen Bausubstanz und der Umbau zur Internationalen Jugendbibliothek, so daß heute hier untergebracht sind das Michael-Ende-Museum, der James-Krüss-Turm, das Erich-Kästner-Zimmer und das Binette-Schroeder-Kabinett. Die Blutenburg liegt in einer Flußschleife der Würm; 1984 wurden außerdem auf der freien Landschaftsfläche östlich der Blutenburg 2 Teiche angelegt (im Foto zu sehen ist der größere der beiden Teiche).
25
Foto 25: Eine verblüffende Entdeckung während unserer Recherchen: In dem oben gezeigten Stadtplan-Ausschnitt wird der Eindruck erweckt, unweit der Pasinger Feuerwache befinde sich eine Haltestelle des PIPPIBUS. Um aber allen Spekulationen sofort vorzubeugen: Es handelt sich dabei um ein alternatives Faktum: Bei einem bestimmten Vergrößerungsgrad des Stadtplans auf dem Computer-Bildschirm verschmelzen der Ortsname PIPPING und das Signet für Bushaltestelle eben zu PIPPIBUS. Richtig ist: Die Haltestelle heißt St. Wolfgang, und dort hält der Bus der Linie 159 des MVV; diese Linie verkeht zwischen dem Pasinger Bahnhof und dem S-Bahnhof Lochhausen.

Quellen
dac = Denis A. Chevalley, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Südwest. Die Bezirke Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Sendling, Sendling-Westpark, Schwanthalerhöhe-Laim, Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Hadern, Pasing-Obermenzing, Aubing-Lochhausen-Langwied. 2 Bände, Reihe Denkmäler in Bayern, herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Karl-M.-Lipp-Verlag, München 2004
hjp 2 = Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge. Band 2: Von den 60er Jahren bis heute. Arcos Verlag, Ergolding 1998
hjp 3 = Hans-Joachim Profeld: Die aktuellen Fahrzeuge der Feuerwehr München. Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon 2021
lhm = Landeshauptstadt München, https://stadt.muenchen.de/infos/nanette-bald-strasse.html, abgerufen am 9. Dezember 2022
sz = Jutta Czeguhn: Ein ganz besonderer Ort – In Obermenzing findet sich das einzige russisch-orthodoxe Männerkloster in Westeuropa. … In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 13, 17. Januar 2015, Seite R 10

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im Januar 2023.
© 2023 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VII: Wache 7 Milbertshofen
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VII: Wache 7 Milbertshofen
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Luftbild A (Blickrichtung Nordost): Unter den Wachen der Berufsfeuerwehr München, die seit ihrer Fertigstellung bis heute (Ende 2022) in Betrieb sind, ist jene in Milbertshofen mittlerweile – von der Hauptfeuerwache mal abgesehen – die älteste, und dies seit 2021, als die Ramersdorfer Wache (erbaut und erweitert 1951 bis 1959) einem Neubau Platz machen mußte (siehe unsere Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen V: Wache 5 Ramersdorf auf dieser unserer Internet-Seite). Die Milbertshofener Wache wurde 1960 als Gruppenwache bezogen, 1964 ausgebaut (Dachgeschoß) sowie erweitert (Schreinerei) und ist seitdem Zugwache. (Quelle: hjp.) Sie liegt im nördlichen Bereich des Stadtteils Milbertshofen zwischen Moosacher Straße (im Luftbild diagonal durchs Foto laufend) und Eisenbahn-Nordring (Ecke oben links). Sie ist als Komplex leicht zu erkennen an ihren mit klassischen roten Ziegeln gedeckten Dächern.
.1 a……1 b.
.1 c……1 d.
Foto 1 a bis 1 d: Die Fotos aus dem Jahr 2022 zeigen, daß sich das Erscheinungsbild der Milbertshofener Wache im Laufe der Jahre bis heute kaum verändert hat.
.1 e……1 f.
Foto 1 e: Für manche von uns war er der Star auf der „siemner Wach“: Der KW 16, hier auf einem Foto aus dem Jahr 1979, Magirus-Deutz F 250 D 25 A („F Uranus A“), Baujahr 1965, Kennzeichen M–2342, auf der Wache 7 von 1976 bis 1989 (Quelle: hjp 2, Seite 39). Heute steht er im Verkehrszentrum des Deutschen Museums auf der Schwanthalerhöhe. Seinem Status als Star angemessen, hat dieser KW auf unserer Internet-Seite mehrere Auftritte, zunächst noch einen in dieser Rubrik, nämlich der Umschau, Beitrag Nr. 10 Neuheiten-Schau: KW 16 in der KW 16 (2015), dann in der Leistungsschau, Beitrag Nr. 18 BF München – Einsatz für den KW 16 bei Trambahn-Eingleisung – Diorama im Maßstab 1:87, außerdem in der Ü-30-Schau, Beitrag Nr. 2 Kranwagen KW 16 der BF München als Einsatz- und als Museumsfahrzeug, und schließlich in der Museumsschau, Beitrag Nr. 3 München: KW 16 im Deutschen Museum – Verkehrszentrum. So viel zum Star-Kult um den KW 16.
Foto 1 f: Von den Rüstwagen der Kategorie 3 mit Staffelbesatzung (RW 3 St) auf Magirus-Eckhauber gab es in München 7 fast baugleiche Exemplare; eines davon war in Milbertshofen stationiert: Magirus-Deutz F 200 D 16 A, Baujahr 1968, Kennzeichen M–2144 (Quelle: hjp, Seite 42). Das Foto stammt aus dem Jahr 1983.
.1 g……1 h.
Foto 1 g: Ebenfalls ein Klassiker: Das Zubringer-Löschfahrzeug ZB 6/24. Im Foto oben (1983 aufgenommen) das Milbertshofener Fahrzeug: Baujahr 1971, Kennzeichen M–2853. Eine umfassende Reportage über die 4 Münchner ZB und deren Verbleib nach ihrer Zeit bei der Münchner BF findet sich in unserer Ü-30-Schau Nr. 8 Die großen Vier: ZB 6/24 in München und Oberbayern, in Unterfranken, in der Oberpfalz und in Hessen … Dort auch historische Fotos einer Schulung zur Landebahn-Beschäumung mit dem ZB der Feuerwache Sendling. Modelle des ZB gibt’s zur Begutachtung in der Leistungsschau: 41 BF München und FF Ottobrunn – Zubringer-Löschfahrzeuge ZB 6/24. – Foto 1 h: Sieht aus wie in den 1980er Jahren, wurde aber im Jahr 2010 aufgenommen: LF 16 und TroTLF 16 jeweils auf Magirus-Frontlenker (FM 170 D FA), DLK 23-12 niedrige Bauart (Iveco F256 M 12). Erklärung: Am Tag der offenen Tür waren Fahrzeuge der Feuerwehr-Oldtimer Hochfranken (FOH) zu Gast in Milbertshofen, denen der ehemalige Kdow der Hauptfeuerwache (BMW Touring 1800, Baujahr 1972, Kennzeichen M–2289) zur Seite gestellt wurde.
.1 i……1 j.
Foto 1 i: Gruppenaufnahme 2010 (von rechts nach links): SW 2000 Tr (MAN 12.192 FA, Aufbau Ziegler, Baujahr 1987, Kennzeichen M–2169), TLF 24/48 (Iveco 160-30, Magirus, 1993, M–2334), HLF (MAN 12.222, Rosenbauer, 1995, M–6405) und ein weiteres HLF. – Foto 1 j: Haben sich fürs Foto (2010) in Positur gestellt: NEF, BMW 5er, Baujahr 1997, M–2278, und ELW, BMW 318 i Touring, 1997, M–2591.
Die ins folgende Luftbild einkopierten Zahlen entsprechen der Numerierung der danach folgenden Fotos.

Luftbild B: Im Luftbild von 1978 sind in der Umgebung der Milbertshofener Wache vor allem großflächige Areale zu sehen, auf denen sich Gewerbe-Betriebe niedergelassen haben. In der Tat ist die Umgebung geprägt durch einen hohen Anteil an Gewerbeflächen mit ihren Gebäuden. Impulsgeber zur Industrialisierung Milbertshofens war der Eisenbahn-Nordring, der in seiner ersten Ausbaustufe zwischen 1901 und 1909 angelegt wurde. (Quelle, wenn nicht anders angegeben: kgp, Seite 19 et passim.) Außerdem machten damals reichlich vorhandene freie Flächen die Gegend interessant für die entstehende Motoren-Industrie und ihre Zulieferbetriebe; zu nennen sind vor allem die daraus hervorgegangenen Betriebe Süddeutsche Bremsen (siehe Foto 15) und BMW (Fotos 4 und 12 bis 14). Die Bedeutung des Motorenbaus für Milbertshofen – Stadterhebung 1910 (Quelle: hst) – spiegelt sich wider in der Benennung der Motorstraße im alten Ortskern; eine andere Quelle (sgm) nennt als Grund die erste Motoromnibus-Verbindung zwischen Milbertshofen und München. Auch nach der Eingemeindung zu München im Jahr 1913 hielt die Bedeutung der Motoren-Industrie unvermindert an und verstärkte sich in den folgenden Jahrzehnten durch die Ansiedlung weiterer Betriebe und Fabrikanlagen. Auf dem zur heutigen Feuerwache südwestlich benachbarten Oberwiesenfeld war auch Münchens erster Verkehrsflughafen entstanden (Betrieb 1931 bis 1939). Zuvor war dort schon im Jahr 1890 die Luftschiffer-Lehrabteilung der bayerischen Armee stationiert worden. „Für den Münchner Norden besonders folgenschwer waren die im Zeichen der nationalsozialistischen Aufrüstung energisch vorangetriebenen Erweiterungen bereits bestehender Industrie-Unternehmen und die Um- bzw. Ansiedlung neuer Unternehmen.“ Während des Zweiten Weltkriegs mußten in den Rüstungsbetrieben zur Aufrechterhaltung der Produktion ausländische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene herangezogen werden; bei der Süddeutschen Bremsen AG zum Beispiel betrug deren Anteil im Frühjahr 1944 fast 42 Prozent, bei BMW knapp über 36 Prozent. (Quelle: ah.) Als wichtiger Industrie-Standort hatte Milbertshofen demzufolge während des Zweiten Weltkriegs starke Bombardements und Zerstörungen zu erleiden; vom alten Ortskern ist wenig erhalten geblieben (Fotos 10 und 11). In den Nachkriegs-Jahrzehnten sorgte der wirtschaftliche Aufschwung einerseits wieder für eine Belebung der Industrie, so daß die Gewerbeflächen mit ihren Anlagen und Gebäuden der Umgebung der Wache auch heute noch (2022) ihr Gepräge geben. Andererseits mußte so manches historische Ensemble den Modernisierungs- und Infrastruktur-Maßnahmen weichen. Die folgenden Fotos 2 bis 17 zeigen. wie’s heute in der Umgebung der Feuerwache ausschaut.
.2……3.
Foto 2 bis Foto 9: Entlang der Moosacher Straße finden sich – mit wenigen Ausnahmen – moderne Zweckbauten für Gewerbe und Industrie.
Foto 2: Relief überm Eingang Moosacher Straße 30 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wache 7. Das Relief veranschaulicht den Zweck und das Baujahr dieses Gebäudes: Umspannwerk der Stadtwerke zur Strom-Versorgung der Betriebe in der Umgebung, erbaut 1956. Eine ähnliche Situation findet sich auf der Theresienhöhe mit der damaligen Wache 8 (siehe unsere Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VIII). – Foto 3: An einem Seitenast der Moosacher Straße haben sich unter anderem 2 Betonwerke angesiedelt; links Nr. 32 a und rechts Nr. 30 a.
.4……5.
Foto 4: Moosacher Straße 51: Verwaltungsgebäude eines in Milbertshofen weltbekannten Herstellers von Automobilen. Rechts im Vordergrund die Preußenstraße. – Foto 5: Geschäftsgebäude Moosacher Straße 26.
.6……7.
Foto 6: Moosacher Straße 45: Hotel-Neubau; rechts daneben Moosacher Straße 49: Auto-Werkstatt. Im Hintergrund rechts der sogenannte Wohnturm und der Hochhaus-Komplex im ehemaligen Olympischen Dorf am Helene-Mayer-Ring. – Foto 7: Ladenzeile an der Moosacher Straße 24. Dahinter der quer zur Moosacher Straße stehende Riegel des Wohnblocks, erbaut 1974, Anschrift: Motorstraße 61.
.8……9.
Foto 8: Die Konstanzer Straße, die von Süden, im Foto von rechts kommend, in die Moosacher Straße einmündet. Von hier aus nach Süden und vor allem nach Westen dehnt sich die Bebauung mit Wohnhäusern aus. – Foto 9: Der Hochbunker am Anhalter Platz 3 (entspricht etwa Moosacher Straße 16) wurde während des Zweiten Weltkriegs 1941 hier gebaut. Er sollte den deutschen Arbeitern der umliegenden Betriebe bei Luftangriffen Schutz bieten; Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern blieb der Zutritt verwehrt. (Quelle: kgp, Seite 21.)
.10……11.
Foto 10 und Foto 11: Am verbliebenen Rest des alten Milbertshofener Ortskerns am Alten St.-Georgs-Platz.
Foto 10: Die alte St.-Georgs-Kirche, erbaut um das Jahr 1507, markierte jahrhundertelang den Ortskern in Milbertshofen. Das Langhaus der Kirche wurde 1944 durch Bombentreffer zerstört. Der kostbare spätgotische Flügelaltar (Künstlern aus dem Umkreis von Jan Polock und Erasmus Grasser zugeschrieben) war bereits vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der erhalten gebliebene Chorraum zu einer Kapelle umgebaut, der Turm wieder hergerichtet, und der Flügelaltar kam nach der Restaurierung wieder an seinen Platz. Im Kirchhof deuten eigens angelegte Gabionen den Grundriß des einstigen Langhauses an. (Quelle: kgp, Seite 66–68.) – Foto 11: Das Haus am Alten St.-Georgs-Platz Nr. 4, das älteste im Viertel, stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit dem benachbarten Haus Nr. 6 und der alten St.-Georgs-Kirche bildet es den übrig gebliebenen Rest des Milbertshofener Ortskern. Lange Zeit zuvor war es Badhaus, dann auch Wirtshaus und von 1987 bis 2018 beherbergte es das Stadtteilzentrum. Nach der Renovierung bietet das Haus seit Sommer 2021 Werkstätten, Ateliers, Arbeitszimmer und Ausstellungs-Möglichkeiten für junge Kreative: Es ist zum Kunst-Übungs-Raum (Kür) Milbertshofen geworden, gefördert vom Kulturreferat der Stadt. (Quelle: sz 1.)
.12……13.
Foto 12 und Foto 13: An den modernen Stätten des Industrie-Zeitalters an einem Seitenast der Riesenfeldstraße.
Foto 12: Das muß kesseln: Zweckbau mit Dampfkessel und Feuerung für einen in Milbertshofen ansässigen Hersteller von Automobilen, der schon in der Unterschrift zu Foto 4 erwähnt wird. – Foto 13: Lagerhaltung. Dem schon genannten Automobil-Hersteller dient diese Halle der Lagerung von Material.
.14……15.
Foto 14: Freilandhaltung von Automobilen am früheren Güterbahnhof Milbertshofen, nördliches Ende der Riesenfeldstraße. „Das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Milbertshofen wurde auf das nötigste reduziert. Die ehemals weitläufigen Gleisanlagen sind alle abgebaut und teils mit Lagerhallen, teils mit nichtssagenden Mietsbunkern überbaut.“ (Quelle: mwiki 1.) Im Zusammenhang mit dem Güterbahnhof Milbertshofen muß auch daran erinnert werden: „Historisch ist an ihm bedeutsam, dass von diesem Bahnhof aus zwischen 1942 und 1945 die meisten Deportationszüge und -transporte der Gestapo München ins Konzentrationslager Theresienstadt, Terezin, abgingen …“. (Quelle: mwiki 2.) – Foto 15: Moosacher Straße 80: Verwaltungsgebäude der Knorr-Bremse AG, 1917/1918 ursprünglich errichtet für die Bayerischen Motorenwerke (damals Flugmotoren). Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb die Berliner Knorr Bremse AG das Gebäude mit den umgebenden Fabrikanlagen und firmierte nun unter dem Namen Süddeutsche Bremsen AG. Das Unternehmen war während der NS-Zeit wichtiger Rüstungsbetrieb. Das Berliner Stammwerk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach München verlegt und 1985 in die Knorr-Bremse AG eingegliedert. Heute befindet sich die Produktion an anderen Standorten, die Zentrale blieb in Milbertshofen. (Quelle: kgp, Seite 96 f.) Das einstige Fabrikgelände wird derzeit neu strukturiert: „Geplant ist ein durchmischtes Quartier.“ (Quelle: lhm.)
.16……17.
Foto 16: Baustelle Olympiastadion auf dem Oberwiesenfeld; Foto aus dem Jahr 1971. Von der Milbertshofener Feuerwache in nur etwa anderthalb Kilometern Entfernung (Luftlinie) steht das inzwischen weltberühmte Milbertshofener Olympiastadion. Das Foto aus einem Privat-Archiv, ein Papier-Abzug, trägt auf der Rückseite den handschriftlichen Vermerk des Aufnahmedatums: 24. Oktober 1971. Bereits sieben Monate später wurde dieses Stadion offiziell eröffnet, und zwar am 26. Mai 1972 mit einem Fußball-Länderspiel (Quelle: sz 2) – eine respektabel kurze Zeit. Zu erkennen sind die mächtigen Pylonen, die Münchens berühmtestes Dach tragen: Eine vorgespannte Seilnetzkonstruktion hält eine Dachhaut aus durchsichtigen Acrylplatten. Das Stadion ist eingebettet in den Olympiapark auf dem zuvor unbebauten Oberwiesenfeld, ein früheres Militär- und Flughafengelände; Gerhard Matzig hat’s in der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt gebracht: „Die letzte öffentlich gesteuerte Großtat ist eine aus dem Jahr 1972: Damals hatte München den gesamtgesellschaftlichen Mumm, Olympische Spiele auszutragen und einen ganzen Stadtraum samt Infrastruktur zu realisieren, der bis heute seinesgleichen in der Bauwelt sucht.“ (Quelle: sz 3.) – Foto 17: Blick in die Straßbergerstraße im ehemaligen Olympischen Dorf der Männer, wenige hundert Meter Luftlinie von der Milbertshofener Feuerwache entfernt. Heute bilden die Terrassenbauten und Reihenhäuser ein Wohnviertel für gut fünftausend Menschen. Fahrstraßen und Parkplätze sind in den Sockelzonen der Häuser „versteckt“, so daß Wege und Platzanlagen frei von Autos sind. Der Orientierung auf den Wegen dient ein Leitsystem, die sogenannten Media-Linien, die in unterschiedlichen Farben gehalten sind (hier in der Straßbergerstraße orange) und beleuchtet werden können. (Quelle: bld.) Zusammen mit den Sportanlagen im Olympiapark steht das Olympische Dorf seit 1998 unter Ensembleschutz.

Quellen
ah = Andreas Heusler: Ausländereinsatz – Zwangsarbeit für die Münchner Kriegswirtschaft 1939–1945. Heinrich-Hugendubel-Verlag, München 1996, Seite 26 und 125.
bld = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste. https://www.blfd.bayern.de/, Pfad: Denkmäler recherchieren, Denkmallisten zum Download, Oberbayern, München (Stadt), D-1-62-000-8565.
hjp = Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge. Band 2: Von den 60er Jahren bis heute. Arcos-Verlag, Ergolding 1998, Seite 39.
hst = Helmuth Stahleder: Von Allach bis Zamilapark – Namen und historische Grunddaten zur Geschichte Münchens und seiner eingemeindeten Vororte. Buchendorfer Verlag, München 2001, Seite 75.
kgp = Landeshauptstadt München (Hrsg.): Kulturgeschichtspfad 11 – Milbertshofen-Am Hart. 2. Auflage, München 2022
lhm = Landeshauptstadt München: Knorr-Bremse-Areal am Oberwiesenfeld, https://stadt.muenchen.de/infos/knorr-bremse-areal.html, aufgerufen am 9. Februar 2022.
mwiki 1 = München-Wiki, https://www.muenchenwiki.de/wiki/Riesenfeldstra%C3%9Fe, aufgerufen am 19. November 2022.
mwiki 2 = München-Wiki,  https://www.muenchenwiki.de/wiki/G%C3%BCterbahnhof_Milbertshofen, aufgerufen am 11. November 2022.
sgm = Stadtgeschichte München, https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=3603, aufgerufen am 25. September 2022.
sz 1 = Lea Kramer: Junge Kreative: Milbertshofens ältestes Haus hat neue Bewohner. In: Süddeutsche Zeitung online, 19. Dezember 2019, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/milbertshofen-zwischennutzung-wohnen-kunst-stadtteilzentrum-1.5487611, aufgerufen am 20. Dezember 2021.
sz 2 = Roman Deininger, Uwe Ritzer: Olympia 1972 – Wie riskant die Spiele von München waren. In: Süddeutsche Zeitung online, 23. September 2022, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-olympische-spiele-gefahr-sicherheit-schmierseife-1972-schwimmen-1.5662775, aufgerufen am 24. September 2022.
sz 3 = Gerhard Matzig: Architektur in München – Hör jetzt bloß nicht auf. In: Süddeutsche Zeitung online, 31. Januar2022, https://www.sueddeutsche.de/kultur/dam-preis-kirchenzentrum-poing-san-riemo-werk-12-muenchen-1.5518370, aufgerufen am 1. Februar 2022.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im Dezember 2022.
© 2022 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VIII: Wache 8 Westend (Theresienhöhe)
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen VIII: Wache 8 Westend (Theresienhöhe)
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Luftbild A
Den größten Teil des Luftbilds nimmt der südwestliche Teil des damaligen Ausstellungs- respektive Messegeländes auf der Münchner Theresienhöhe ein. Zum Zeitpunkt der Aufnahme 1978 fand gerade die Internationale Handwerksmesse statt (alljährlich im März). Die Planung für ein Messe- und Ausstellungsgelände auf der Theresienhöhe reichen zurück ins Jahr 1904, und die erste Ausstellung wurde vier Jahre später unter dem pragmatischen Titel München 1908 eröffnet. Nach den schweren Zerstörungen während des Zweiten Weltriegs erfolgten ab den 1950er Jahren die Instandsetzung, der Neubau von Ausstellungshallen und der Ausbau zum Messezentrum. Zwischen 1962 und 1965 kamen auch südlich des Ausstellungsparks Hallen hinzu (Halle 18, 19 und 20), zu den Olympischen Spielen wurden Sporthallen errichtet und danach zu Ausstellungshallen umfunktioniert, und schließlich entstanden zwischen 1978 und 1983 auf dem Parkplatz (im Luftbild oben links) die Messe-Hallen 23, 24 und 25. Im September 1998 war Ende mit Messegelände: In Riem war das Gelände des Flughafens frei geworden und die Messe konnte dorthin verlagert werden. Seitdem hat sich das Ausstellungs-Areal auf der Theresienhöhe grundlegend verändert; alle Hallen der Nachkriegszeit wurden abgebrochen, und nur die historischen Hallen blieben erhalten. Auf die Hallen im nun ehemaligen Messegelände folgten Büro- und Wohnungs-Neubauten. Zu den wenigen Konstanten (Fotos Nr. 1 bis 11) zählen der Bavariapark (damals Ausstellungspark; Numerierung im Luftbild entsprechend Foto Nr. 3 und 4), die Ganghoferstraße (11), die Gruppen der Mietshäuser an der Ganghoferstraße (8, 9 und 10), die Trasse der Bahnlinie München–Rosenheim (7), ein Abschnitt der Hans-Fischer-Straße (12), das Umspannwerk (2) und nicht zuletzt das Gebäude der Feuerwache 8 Westend (1) im Zentrum des Luftbilds.

Luftbild B: Die ins Luftbild oben einkopierten Zahlen entsprechen der Numerierung der weiter unten  folgenden Fotos.


Luftbild C: Zur Orientierung wurde eine Skizze des heutigen Straßen- und Wegenetzes auf das Luftbild von 1978 projiziert.

Foto 1 bis Foto 11: Die Konstanten
.1 a….1 b.
Foto 1 a: In Ermangelung eines historischen Fotos der Feuerwache 8 Westend (Gruppenwache) zeigen wir hier einen bauzeitlichen Fassadenaufriß, wie er heute im ehemaligen Wachengebäude als gerahmtes Dokument an der Wand hängt. Demnach stammt der Entwurf von Richard Schachner (1873–1936), ab 1917 Professor an der TH München und daneben provisorischer Leiter des Bauamts München. Gebaut wurde die Wache wohl in den 1920er Jahren. Nach der Fertigstellung der neuen Wache 3 in der nahegelegenen Heimeranstraße (Foto 22) wurde der Standort an der Ganghoferstraße im Jahr 1983 aufgegeben. – Foto 1 b: Heute dient das Wachengebäude in der Ganghoferstraße 41 als Jugendzentrum der IG Feuerwache, der Initiativgruppe Interkulturelle Begegnung und Bildung e. V. der Stadt München. Das Jugendzentrum wurde Ende 2001 eröffnet.
.1 c….1 d.
Foto 1 c: Treppenhaus im Jugendzentrum der IG Feuerwache. – Foto 1 d: Hier, in der früheren Fahrzeughalle, wird heute Sport getrieben, oder es finden Veranstaltungen statt. Früher standen dort gemäß Fahrzeugliste aus dem Jahr 1978: RTW (Ford, M-2857, Bj 1971), TLF 16 (KHD, M-1702, Bj. 1977), DL 30 (KHD, M-2118, Bj. 1966), GW U-Bahn (DB, M-2423, Bj 1973) und ein Anhänger Rüstmaterial (Westfalia, M-6820, Bj. 1973).
.2 a….2 b.
Foto 2 a: Unmittelbarer Nachbar der Feuerwache ist das Umspannwerk, das heute noch in seiner ursprünglichen Funktion in Betrieb ist. Wie die Feuerwache stammt das Gebäude wohl aus den 1920er Jahren und diente früher der Versorgung des Ausstellungsparks. – Foto 2 b: Nach dreißig Jahren wieder mal auf dem Gelände: die Feuerwehr. Am 12. September 2014 gab es am Morgen einen Brand im Umspannwerk, der einen Stromausfall in mehreren tausend Haushalten zur Folge hatte. Im Laufe des Vormittags war der Schaden behoben. Wiedergabe des Einsatzfotos hier mit freundlicher Genehmigung von Thomas Gaulke – FIRE Foto.
.3.4.
Foto 3: Der ursprünglich Theresienburg genannte Park wurde 1831 als Eichenhain angelegt und sollte eine Villa für Königin Therese aufnehmen, ein Vorhaben, das jedoch nicht realisiert wurde, wohl auch, um die Perspektive auf die Ruhmeshalle und die Bavaria (Foto 23) nicht zu beeinträchtigen. Für die Allgemeinheit war er ab 1872 offen, in die Anlagen des Ausstellungsgeländes wurde er 1908 einbezogen und war nun als Ausstellungspark nur eingeschränkt und erst nach Aufgabe des alten Messegeländes 1999 wieder allgemein zugänglich. Die zentrale muldenförmige Wiese ist seit der ursprünglichen Anlage bis heute erhalten geblieben. – Foto 4: Zahlreiche Skulpturen aus der Ausstellung München 1908 sind im Park aufgestellt, beispielsweise die Phantasie von Karl Ebbinghaus nahe des heutigen Oda-Schaefer-Wegs kurz vor dem Sinti-Roma-Platz.
.5….6.
Foto 5: Fällt nicht sonderlich auf, diese Erbschaft aus Messe-Zeiten mit iher Einfahrt an der Ganghoferstraße: die Tiefgarage. Das dreigeschossige Tiefbauwerk (Amtsprosa), zwischen Hans-Fischer-Straße und Bahntrasse gelegen, wurde nach dem Jahr 2000 zur „Nachnutzung“ saniert, was für die Fachkräfte eine besondere Herausforderung darstellte. Da die Garage mit Wohnhäusern überbaut wurde, mußte zuvor unter anderem das Tragwerk „ertüchtigt“ und der neuen Anforderung angepaßt werden, die vom Eisenbahnverkehr ausgelösten Erschütterungen und Schwingungen mußten durch Isolierungsmaßnahmen gedämmt werden und so weiter. In dem unterirdischen Bauwerk von immerhin über dreihundert Metern Länge und etwa 70 Metern Breite kann die Stadt München seitdem Lagerflächen und Parkplätze für 590 Pkw vermieten. Eine der beiden Zufahrten befindet sich in der Ganghoferstraße. Quelle: Sonderdruck aus der Zeitschrift Bauingenieur 12/2008; im Internet unter www.esz-becker.de. – Foto 6: Ein noch unaufgeräumtes Relikt aus Messe-Zeiten: die frühere Unterführung unter der Ganghoferstraße zum aufgelassenen Lkw-Parkplatz für Aussteller jenseits (westlich) der Ganghoferstraße, die über eine noch zu erkennende Rampe zu erreichen war. Heute ein blinder Stollen und natürlich verschlossen. Links die Bahntrasse (siehe Foto 7) und im Hintergrund rechts ein Büro-Neubau an der Ganghoferstraße (siehe Foto 20).
.7….8.
Foto 7: Die Trasse der Bahnlinie München Hauptbahnhof–München Ost–Rosenheim passiert das ehemalige Messegelände im Süden; die Strecke wurde 1871 in Betrieb genommen. In einer leichten Senke verlaufend wurde die Bahnanlage im Messebereich in den Jahren 1979 bis 1983 „gedeckelt“ (hier paßt das heutzutage überstrapazierte Partizip jedenfalls), also mit einem Stahlbeton-Deckel versehen (300 Meter lang, 50 Meter breit), um weitere Ausstellungsflächen zu gewinnen – im allgemeinen Sprachgebrauch einfach „Bahndeckel“ genannt. Dieser trägt heute eine Spiellandschaft (siehe Foto 18). In Foto 7 ist die westliche Einfahrt in den Bahndeckel unterhalb des Max-Hirschberg-Wegs zu sehen, fotografiert von der Ganghoferbrücke (im Luftbild am oberen Rand) aus. Im Hintergrund des Fotos ist ein Teil der Neubebauung südlich des Bavariaparks zu erkennen (siehe Foto 17). – Foto 8: Ganghoferstraße 74–82 (von rechts). Die Gruppe der viergeschossigen Mietshäuser Ganghoferstraße 74–82 (im Foto 74–78) ist 1901 und 1905 als geschlossene Folge gebaut worden in einem Areal, das ansonsten lange Zeit unbebaut blieb. Besonderheit: Die Vorderhäuser weisen durchweg parallele Rückgebäude auf, mit denen sie durch seitliche Flügel verbunden sind, „so daß ein im Prinzip geschlossener Block entsteht“.
.9….10.
Foto 9: Ganghoferstraße 64 (links) und 62 (rechts). Mietshausblock; zur Baugeschichte siehe Foto 10. – Foto 10: Einmündung der Ridlerstraße in die Ganghoferstraße. Auf einem dreiecksförmigen Areal an der Ganghofer-, Ridler-, Gerolt- und Anglerstraße steht der einheitliche Mietshausblock, dessen südliche „Spitze“ im Foto rechts zu sehen ist (hier Ganghoferstraße 58 und Ridlerstraße 2). Bauherr war Leonhard Moll. Errichtet wurde der Block 1927/1928 genau gegenüber dem damaligen Restaurantgebäude des Ausstellungsgeländes. Zusammen mit zwei benachbarten Blocks (Bauherr: ebenfalls Leonhard Moll) wurden die Häuser als Musterbauten in die Ausstellung Heim und Technik von 1928 integriert. Die Ausstattung der Wohnhäuser war auf dem neuesten Stand; sie waren zu jener Zeit ein Begriff und sind bis heute als „Moll-Häuser“ bekannt.

Foto 11 bis 20: Die Neugestaltung
Als feststand, daß Messen und verwandte Veranstaltungen auf dem Ausstellungsgelände auf der Theresienhöhe nicht mehr vertretbar waren, wurde 1996 mit den Überlegungen zur Umgestaltung des Messe-Bereichs begonnen. 1998 erfolgte der Messe-Umzug nach Riem, 1999 war der Bavariapark wieder allgemein zugänglich, und im Jahr 2000 begannen die Bauarbeiten im nordwestlichen Teil des nun ehemaligen Messegeländes (Büros, Geschäfte, Wohnungen und ein Wohngebiet) und 2002 im südlichen Teil (Wohngebiet). Die Fertigstellung der Wohngebiete erfolgte im Jahr 2008.
.11….12.
Foto 11: Ganghoferstraße. Von Nord nach Süd ausgerichtet, verbindet die Ganghoferstraße das Westend mit Untersendling. In ihrem nördlichen Teil wurde sie in den späten 1870er Jahren angelegt und nach Süden verlängert, wo die westliche Straßenseite in den 1920er Jahren mit Mietshausblöcken bebaut wurde (im Foto rechts; siehe auch Foto 10). In den Jahren 1920 bis 1970 verkehrte hier zwischen Kazmair- und Pfeuferstraße die Trambahn-Linie 22; das Gleisbett in der Straßenmitte ist im Luftbild von 1978 zu erkennen. Der Umzug der Messe bachte aber auch für Konstanten wie die Ganghoferstraße Veränderungen. Zur Umgestaltung ab 2003 wurden die Trambahngleise entfernt, die Straßenseite zum ehemaligen Messegelände mit einem Grünstreifen („Esplanade“) und mit Neubau-Bürokomplexen versehen (links im Foto; siehe auch Foto 19). Übrigens: Benannt ist die Straße nicht nach dem Schriftsteller Ludwig Ganghofer (1855–1920) sondern nach dem Baumeister der Stadt München (u. a. Frauenkirche) Jörg von Halsbach, genannt Ganghofer (vermutlich 1441–1488). – Foto 12: Hans-Fischer-Straße. Erst nach 1945 angelegt als Verlängerung der Poccistraße in direkter Verbindung zur Ridlerstraße. Bereits 1980 wurde deren längeres Teilstück zwischen (der Straße) Theresienhöhe und der Ganghoferstraße zugunsten der Erweiterung des Messegeländes für den Durchgangsverkehr stillgelegt. Heute dient die Hans-Fischer-Straße der Erschließung des Neubaugebiets zu ihren beiden Seiten; für den Autoverkehr endet sie etwa achtzig Meter vor dem Max-Hirschberg-Weg. Foto: Blickrichtung Nordwest, im Hintergrund der Mietshausblock Ganghoferstraße 64 und 62 (siehe Foto 9).
.13….14.
Foto 13: Die Carlamaria-Heim-Straße im Wohngebiet südlich des Bavariaparks, Blickrichtung Nordwest. Sie verläuft parallel zur Hans-Fischer-Straße; an ihrem Ende führt – nach links im 90-Grad- Winkel – die Karl-Spengler- zur Hans-Fischer-Straße. – Foto 14: Die Linus-Pauling-Straße ist heute als Fußgängerweg die Fortsetzung der Hans-Fischer-Straße in nordwestlicher Richtung. Rechts das Umspannwerk (siehe Fotos 2), auf dessen Höhe sie einen Knick in westliche Richtung macht und zur Ganghoferstraße führt.
.15….16.
Foto 15: Am Sinti-Roma-Platz östlich des Umspannwerks. Die Mietshäuser stehen am Max-Hirschberg-Weg. – Foto 16: Der Oda-Schaefer-Weg am südlichen Rand des Bavariaparks. Links die Neubauten, im Hintergrund das Umspannwerk.
.17….18.
Foto 17: Blick auf einige Häuser der Wohnanlage südlich des Bavariaparks. Vorn der Sportplatz der Grundschule an der Pfeuferstraße, daran angrenzend der sogenannte Bahndeckel, eine Spiellandschaft (siehe folgendes Foto). – Foto 18: Der frühere Stahlbetondeckel über der Bahnlinie München–Rosenheim wurde im Jahr 2008 saniert. Auch der sanierte Bahndeckel ist nicht über die Maßen belastbar (hier paßt das heutzutage überstrapazierte Adjektiv jedenfalls), so daß zur Gestaltung der Fläche nur leichte Materialien in Frage kamen. Man entschied sich für einen Kunstwettbewerb. Umgesetzt wurde eine Geländeskulptur, die als Spiellandschaft ausgeführt wurde. Im Jahr 2010 konnte der nun Quartiersplatz Theresienhöhe genannte Bahndeckel freigegeben werden. Gesäumt wird er von den Häusern der Wohnanlage.
.19….20.
Foto 19: Bürogebäude Ganghoferstraße 39. – Foto 20: Bürogebäude Ganghoferstraße 66–70 (sogenannte Medienfabrik).

Knapp außerhalb des Luftbildbereichs
.21….22.
Foto 21: Im Bavariapark, nur wenige Schritte entfernt: Halle 1, später Halle 7: Eine von drei historischen Hallen auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände, heute Deutsches Museum, Verkehrszentrum. Dort als Exponat der Kranwagen KW 16, Baujahr 1965, ehemals Berufsfeuerwehr München, Kennzeichen M-2342; siehe auf dieser Internet-Seite unter der Rubrik Museumsschau: Nr. 3 München: KW 16 im Deutschen Museum – Verkehrszentrum. Im Hintergrund des Fotos der „Wohnturm“ im Bereich der Wohnbebauung im westlichen Teil des ehemaligen Messegeländes. – Foto 22: Wiederum nur wenige Schritte vom Verkehrszentrum entfernt: die Feuerwache 3, Heimeranstraße 10, gebaut im Jahr 1983.
.23….24.
Foto 23: Gleich beim Bavariapark: Ruhmeshalle und Bavaria. – Foto 24: Ein kleiner Spaziergang auf dem Max-Hirschberg-Weg und über die Fußgängerbrücke zum Westpark: Bei schönem und warmem Wetter sind sie bestimmt am See, die Modellbauer mit ihren Schifferl.

Quelle, wenn nicht anders angegeben: Denis A. Chevalley, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Südwest. Die Bezirke Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Sendling, Sendling-Westpark, Schwanthalerhöhe-Laim, Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Hadern, Pasing-Obermenzing, Aubing-Lochhausen-Langwied. 2 Bände, Reihe Denkmäler in Bayern, herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Karl-M.-Lipp-Verlag, München 2004.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im März 2021.
© 2021 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.

Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen IX: Wache 9 Neuperlach
Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen IX: Wache 9 Neuperlach
Zur Vorgeschichte dieser Luftaufnahme siehe: Luftbildschau – Historische Luftaufnahmen: Vorwort.

Im Luftbild von 1978 fallen sofort 2 helle Neubau-Komplexe auf, die – allem Anschein nach – etwa um die gleiche Zeit entstanden sind. Tatsächlich besteht ein zeitlicher Zusammenhang aufgrund der damaligen Rahmenbedingungen für die Stadtplanung. Seit 1945 hatte die Münchner Bevölkerung ständig zugenommen, zwischen 1955 und 1960 zum Beispiel um knapp 12 Prozent (Quelle: wkp 1). Im November 1960 verabschiedete der Stadtrat den Gesamtplan zur Behebung der Wohnungsnot in München, „der auch und vor allem Perlach als Planungsgebiet vorsah“ (Quelle: sz). Spätestens 1966, als die Olympischen Spiele an München vergeben wurden, setzte die Phase des Olympia-Booms ein (Quelle: nk): unter anderem 1967 Grundsteinlegung der Trabantenstadt Neuperlach zur Linderung der Wohnungsnot (links oben außerhalb des Luftbilds), 1969 bis 1972 Bau des Klinikums Neuperlach zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung (Gebäude-Komplex oben im Luftbild; siehe auch Foto 9 und 10), 1973 bis 1975 Errichtung der Feuerwache 9 Neuperlach an der Heidestraße (in der Mitte des Luftbilds). Letzteres war erforderlich, um die Feuerwache 5 zu entlasten, „… die für diesen Stadtbezirk [bisher] alleine zuständig war …“ (Quelle: bfm) und natürlich auch, weil die Einhaltung der Hilfsfrist sonst nicht möglich gewesen wäre.
Hinweis: Die in das folgende Luftbild einkopierten Zahlen entsprechen der Numerierung der danach folgenden Fotos.

Die Feuerwache 9 an der Heidestraße in Neuperlach. Mit den Fahrzeugen davor deutlich zu erkennen ist das Wachgebäude, anfangs für einen Halbzug ausgelegt (TroTLF 16, später HLF, und DLK und RTW), später dann aufgewertet zu einem Zug (zusätzlich ELW 1 und TLF 24/50) mit diversen Sonderfahrzeugen wie KW 45 mit Begleitfahrzeug, ZB 6, RW 3 St. Im Wachgebäude links unten ist jetzt die Kleiderkammer von BF und FF untergebracht. An das Wachgebäude, etwa parallel zur Putzbrunner Straße, schließt sich ein Flachbau an mit Nebenwerkstätten wie Schreinerei, Sattlerei, Schmiede, Leiter- und Elektrowerkstatt. Der Flachbau parallel zum Wachgebäude beherbergt die Werkstattbüros und die Büros der Sachgebiets-Leitung. Rechts vor den Büros steht der sogenannte Leiterturm (als kubus-förmiger Baukörper), der Lagerort für tragbare Reserve-Leitern und eine „Indoor“-Übungsmöglichkeit mit tragbaren Leitern. Hinter den Büros befindet sich die große Kraftfahrzeug-Werkstatt (leicht zu erkennen am Sheddach) unter anderem mit Lackiererei, TÜV-Werkstatt und 2 Waschhallen. Die Halle am südöstlichen Ende des Areals schließlich dient der Unterbringung von Reserve-Fahrzeugen. (Quelle: pm 1.)
Ergänzend wurde uns mitgeteilt, daß der „Leiterturm“ (ursprüngliche Bezeichnung „Leiter-Reparaturhalle“ über Dachluken verfügte, durch welche auch der Leitersatz von Drehleiter-Fahrzeugen komplett ausgefahren werden konnte. (Quelle: pm 2.)
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Foto 1 und 2: Die Feuerwache 9 Neuperlach in Fotos aus dem Jahr 2022.
Foto 1: Ansicht des Wachgebäudes, Haupt-Fassade nach Westen zur Heidestraße. – Foto 2: Blick auf die Einfahrts-Tore der Werkstatt-Halle.
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Foto 3 bis Foto 8: Querschnitt durch die Jahre mit verschiedenen Fahrzeugen, die auf der Wache 9 stationiert waren. (Quellen zu den technischen Daten der Fahrzeuge: bos, hjp 2, hjp 3.)
Foto 3: ZLF 24/57, M–2128, KHD F Mercur 150 A, Baujahr 1963, mit Anhänger Schaum-Wasser-Werfer, M–2376, Foto aus dem Jahr1983. – Foto 4: RW 3 St, M–2114, KHD F Magirus 200 D 16 A, RAL 2024, Baujahr 1966, Vorführung Hilfeleistung am Tag der offenen Tür 1981 (auch Jahr der Aufnahme).
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Foto 5: TLF 24/48, M–2334, Iveco 160-30, Magirus, Baujahr 1993, Foto von 1995. – Foto 6: DLA(K) 23-12 n. B., M–F 1399, Test-Leiter im Jahr 2014 an der Feuerwache 9 in Neuperlach, Foto aufgenommen im selben Jahr.
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Foto 7: DLA(K) 23-12 n. B., M–F 1383, Iveco FF 160, Magirus, Baujahr 2016, fotografiert 2016 in der großen Werkstatt-Halle. – Foto 8: Auf dem Foto von 2011 präsentieren sich vor den Hallentoren der Neuperlacher Feuerwache von rechts nach links: NAW, M–2883, Mercedes-Benz Sprinter, Baujahr 2006 – HLF, M–F 1168, Mercedes-Benz Atego 1429, Magirus, Baujahr 2010 – DLK 23-12, M–2023, MAN 15.264, Magirus, Baujahr 1998 – TLF 20-40 SL, M–F 1109, MAN TGS 18.360, Rosenbauer, Baujahr 2009; seit April 2021 bei der Abteilung Waldperlach der Freiwilligen Feuerwehr München – GW Großlüfter, M–2088, Mercedes-Benz Atego, Ziegler, Baujahr 2002.
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Foto 9 und 10: München-Klinik Neuperlach, ehemals Klinikum Neuperlach, 1972 in Betrieb genommen (350 Betten), ein Krankenhaus der Maximalversorgung (Quelle: wkp 2); Selbstdarstellung: „Die München-Klinik Neuperlach verfügt über 500 Betten und behandelt jährlich 59 000 Menschen. Stationär, teilstationär und ambulant erhalten die Patienten eine umfassende medizinische Versorgung. Ein besonderer Schwerpunkt der Klinik ist die Darmkrebsbehandlung in Deutschlands größtem Darmkrebszentrum.“ (Quelle: mük.)
Foto 9: München-Klinik Neuperlach, Haus A, südlicher Flügel des Zentraltrakts. – Foto 10: München-Klinik Neuperlach, Haus B, Tagesklinik, Geriatrie.
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Foto 11: Wohnanlage an der Alfred-Döblin-Straße, hier Hausnummer 22. – Foto 12: Wohnanlage am Joseph-Maria-Lutz-Anger, hier Hausnummer 22.
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Foto 13: Putzbrunner Straße 193, „Kiessieb- und Kiesquetschwerk, hohes, mehrteiliges Werksgebäude in Holzgerüst- und Beton-Massivbauweise mit holzverschalten Aufbauten und Förderbändern, zweiteilige Siebanlage für Feucht- und Trockenkiesgewinnung, Silos über Durchfahrten, 1937, erweitert 1938 und 1954 …“ (Quelle: dml). – Foto 14: Feuerwehr-Oldtimer am Kieswerk anläßlich des Fünften München-Waldperlacher Feuerwehr-Oldtimer-Treffens am 8. Juli 2017.
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Foto 15: Gerätehaus der Abteilung Waldperlach der Freiwilligen Feuerwehr München. – Foto 16: Tag der offenen Tür zum Jubiläum 90 Jahre Freiwillige Feuerwehr Abteilung Waldperlach am 8. Juli 2017. Dort sind unter anderem vier Außenlastbehälter zur Waldbrand- und Flächenbrand-Bekämpfung mit Hilfe von Hubschraubern stationiert. Darstellung der Wirkungsweise am Tag der offenen Tür.
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Foto 17: Seit etwa 2011 befindet sich südöstlich der Feuerwache ein Freizeitpark mit Skat-Anlage, ah, nein, mit Skate-Anlage, so ist’s richtig. Im Hintergrund rechts ist das Gerätehaus der FF Waldperlach zu erkennen. – Foto 18: Damals, 1978, wie heute noch unbebautes Gelände an der Ecke zwischen Heidestraße (ganz links die Feuerwache) und Otto-Hahn-Ring (unten, außerhalb des Luftbilds; dort ganz in der Nähe das Gewerbegebiet Arnold-Sommerfeld-Straße).

Quellen:
bfm = Internet-Seite der Berufsfeuerwehr München, https://stadt.muenchen.de/infos/feuerwachen.html, aufgerufen am 21. Januar 2023.
bos = https://bos-fahrzeuge.info/, aufgerufen am 13. Januar 2023.
dml = Denkmalliste Bayern, https://geoportal.bayern.de/denkmalatlas/liste.html?gem=162_lk, Inventar-Nummer D-1-62-000-8569.
hjp 2 = Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge. Band 2: Von den 60er Jahren bis heute. Arcos Verlag, Ergolding 1998.
hjp 3 = Hans-Joachim Profeld: Die aktuellen Fahrzeuge der Feuerwehr München. Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon 2021.
mük = https://www.muenchen-klinik.de/krankenhaus/neuperlach/ aufgerufen am 15. Januar 2023
nk = Nina Krieg: Die „Weltstadt mit Herz“, ein Überblick 1957 bis 1990 – „Millionendorf“ mit Wohnungsnot. In: Richard Bauer (Hrsg.): Geschichte der Stadt München, Verlag C. H. Beck, München 1992.
pm 1 = Persönliche Mitteilung eines ehem. Mitarbeiters der Branddirektion München.
pm 2 = Persönliche Mitteilung eines Mitglieds der Freiwilligen Feuerwehr München.
sz = Clemens Markus: Wo einst die wilden Eber hausten – Ein Viertel, zwei Welten: Neben der Trabantenstadt Neuperlach wirkt Perlach wie ein Relikt aus der guten alten Zeit. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 185, 12. August 2011, Seite R 6.
wkp 1 = https://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_M%C3%BCnchen#Von_1945_bis_1989, aufgerufen am 16. Januar 2023.
wkp 2 = Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchen_Klinik_Neuperlach, aufgerufen am 15. Januar 2023.

Dieser Text-Bild-Beitrag wurde veröffentlich im Januar 2023.
© 2023 Karl-Heinz Schuster, München. Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Autors.